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Spanien
Legende: Enttäuschung pur Spanien nach der Achtelfinal-Niederlage gegen Italien. Keystone
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UEFA EURO 2016 Sieg der Ballbesitzlosen – ist Tiki-Taka tot?

Die nackten Zahlen zeigen: Die grossen Ballbesitz-Nationen hatten an der abgelaufenen EM in Frankreich wenig zu melden. Wird nun eine neue Ära des ballbesitzlosen Fussballs eingeläutet?

  • «Was bringen 70 Prozent Ballbesitz, aber vorne wird kein Tor geschossen? Der Abschluss ist das Wichtigste.» – Lothar Matthäus, deutscher Rekordnationalspieler
  • «Die Euro hat gezeigt, dass die Ära des Ballbesitzfussballs, früher als einzige Wahrheit angesehen, vorbei ist.» – Vincent Duluc, L'Equipe
  • «In diesem Turnier haben die Teams eine Strategie der Reaktion entwickelt.» – Jonathan Wilson, Guardian

Wir erinnerrn uns an die grosse Ära des Ballbesitzfussballs, als Barcelona unter Pep Guradiola das Triple holte und den Klubfussball dominierte, als die spanische Nationalmannschaft das Double Europa- und Weltmeister schaffte. Gehört dieser Fussball nun tatsächlich der Vergangenheit an?

Der Grundtenor vieler Experten nach der EURO ist eindeutig: Ballbesitzfussball ist tot. Die Analyse der französischen L'Equipe hat gar ergeben, dass Teams mit mehr Ballbesitz nur gerade in 29% der Fälle als Sieger vom Platz gehen konnten.

Deutschland nach dem Halbfinal-Out
Legende: Deutschland nach dem Halbfinal-Out Gegen Frankreich hat sich die Ballhoheit nicht ausbezahlt. Keystone

Sogar die Ukraine war häufiger am Ball

Grosse Nationen wie Deutschland (mit 68% Ballbesitz gegen Frankreich) oder England (mit ebenfalls 68% Ballbesitz gegen Island) sind trotz deutlicher Ballhoheit als Favoriten ausgeschieden. Die Finalisten Frankreich und Portugal hatten in ihren Partien durchschnittlich 52% Ballbesitz – 4% weniger als die enttäuschende Ukraine.

Die Debatte wurde allerdings nicht erst mit dem Turnier in Frankreich losgetreten. Die überraschende Krönung von Leicester City in England, die starken Auftritte von Atlético Madrid seit über drei Jahren, Guardiolas Unfähigkeit, mit den Bayern die Champions League zu holen – die Argumente für eine Beerdigung des Tiki-Taka-Fussballs existieren schon länger.

Stehen wir also tatsächlich vor einem Wendepunkt in der Evolution des Profifussballs? Das Timing auf jeden Fall wäre – symbolisch gesehen – perfekt: Der Ballbesitzfussball wurde 2008 mit Spaniens EM-Titel und Guardiolas Ernennung zum Barça-Coach eingeläutet. Jetzt, acht Jahre später, musste Spanien seinen Titel wieder abgeben – nach einer Achtelfinalniederlage gegen Italien. Mit mehr Ballbesitz.

Sendebezug: Laufende Berichterstattung zur EURO

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