Martina Hingis war ein noch nicht einmal 16-jähriges Mädchen, als alles seinen Lauf nahm. Als sie von der Tschechin Helena Sukova in der Doppel-Konkurrenz auf dem «heiligen Rasen» zum ersten Grand-Slam-Titel geführt worden war.
Wimbledon als Wiege ihres Erfolgs also: Ausgerechnet an dieser Stätte stockte die mittlerweile 34-jährige Ostschweizerin ihre beeindruckende Kollektion an Major-Titeln nun auf deren 18 auf.
Hingis, längst eine reife Frau, erkämpfte sich zusammen mit Sania Mirza einen zähen 3-Satz-Sieg im Doppel. Keine 24 Stunden später gewannen sie und Leander Paes verblüffend leichtfüssig den Mixed-Wettbewerb. Seit 2004 und Cara Black schaffte im All England Club dieses Double keine Spielerin mehr.
Die Chance zum Revival
5 Titel hat Hingis bis heute in Wimbledon errungen. In der Folgesaison ihrer Premiere mit Sukova setzte sie sich im Einzel gegen Jana Novotna durch, und ein weiteres Jahr später siegte sie mit der einstigen Gegnerin Novotna erneut im Doppel.
Die frühere Weltnummer 1 versucht sich zu erinnern – an die Anfänge. Und sagt dann mit einer abwinkenden Handbewegung: «Es fühlt sich an, als wären meine früheren Erfolge in einem anderen Leben geschehen.»
Ich fühle mich zu einem Viertel indisch.
Dank Partnerin Mirza habe sie die Chance, dies alles aufzufrischen. Mit der Inderin spielt sie erst seit März. Erst mit ihr hat sie das Erfolgsrezept wieder gefunden. So verlor Hingis mit Flavia Pennetta (It) letzten Herbst noch den US-Open-Final – gegen das russische Duo Jekaterina Makarowa und Jelena Wesnina, an dem sie im Wimbledon-Endspiel nun Revanche nahm. «Unsere Chemie auf dem Platz ist unglaublich», schwärmt die Schweizerin. Gleiches gilt für die Paarung Hingis/Paes.
Neue Perspektiven sind gefragt
Obwohl sich für Hingis an der Church Road ein Kreis geschlossen hat, wird sich bald ein neues Kapitel öffnen müssen. Denn ihr erklärtes Ziel sind die Olympischen Sommerspiele 2016 – und dafür muss sie mit Schweizer Kräften zusammenspannen. Selbst wenn sie am Sonntag zum Scherz sagte: «Ich fühle mich zu einem Viertel indisch.»
Ihre Rückkehr ins Fed-Cup-Team war der erste Schritt für eine Teilnahme in Rio. Feststeht zudem, dass Hingis sowohl bei Roger Federer wie bei Stan Wawrinka eine Anfrage deponiert hat. In der Tribune du Genève äusserte sie sich dazu: «Ich liebe das Spiel noch immer und träume natürlich von Olympia. Trotzdem ist diese Vorstellung noch weit weg.»
Sendebezug: SRF zwei, sportpanorama, 12.07.2015 19:00
Hingis' 18 Grand-Slam-Triumphe
Wann | Wo | Gegen wen bzw. mit wem |
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2015 | Wimbledon / Mixed | Mit Leander Paes (Ind) |
2015 | Wimbledon / Doppel | Mit Sania Mirza (Ind) |
2015 | Melbourne / Mixed | Mit Leander Paes (Ind) |
2006 | Melbourne / Mixed | Mit Mahesh Bhupathi (Ind) |
2002 | Melbourne / Doppel | Mit Anna Kurnikowa (Russ) |
2000 | Paris / Doppel | Mit Mary Pierce (Fr) |
1999 | Melbourne / Einzel | s. 6:2, 6:3 vs. Amélie Mauresmo (Fr) |
1999 | Melbourne / Doppel | Mit Anna Kurnikowa (Russ) |
1998 | New York / Doppel | Mit Jana Novotna (Tsch) |
1998 | Wimbledon / Doppel | Mit Jana Novotna (Tsch) |
1998 | Paris / Doppel | Mit Jana Novotna (Tsch) |
1998 | Melbourne / Einzel | s. 6:3, 6:3 vs. Conchita Martinez (Sp) |
1998 | Melbourne / Doppel | Mit Mirjana Lucic-Baroni (Kro) |
1997 | New York / Einzel | s. 6:0, 6:4 vs. Venus Williams (USA) |
1997 | Wimbledon / Einzel | s. 2:6, 6:3, 6:3 vs. Jana Novotna (Tsch) |
1997 | Melbourne / Einzel | s. 6:2, 6:2 vs. Mary Pierce (Fr) |
1997 | Melbourne / Doppel | Mit Natascha Swerewa (WRuss) |
1996 | Wimbledon / Doppel | Mit Helena Sukova (Tsch) |