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Vollblut-Schauspieler Mathias Gnädinger
Aus Tagesschau vom 04.04.2015.
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Schweiz Gnädinger: Die Schweiz verliert einen ihrer grössten Schauspieler

Mathias Gnädinger verstarb am Freitag im Alter von 74 Jahren überraschend im Unispital Zürich, wie seine Familie am Samstag mitteilte. Nach einem Unfall von Gnädinger am 5. März hätten sich Komplikationen ergeben.

Sein Tod kam überraschend. Schauspieler Mathias Gnädinger starb am Karfreitag im Alter von 74 Jahren. Gnädinger hatte am 5. März einen Unfall erlitten und wurde danach im Universitätsspital betreut.

Während der Rekonvaleszenz im Spital hätten sich Komplikationen mit Lungen- und Herzfunktionen ergeben, schrieb Gnädingers Familie in einem Communiqué vom Samstag. Gnädinger habe deshalb in der Intensivstation gepflegt werden müssen.

Urs Egger, Andrea Zogg und Mathias Gnädinger
Legende: Dreharbeiten zum ersten Schweizer Tatort Pause in Bern: Regisseur Urs Egger, Andrea Zogg und Mathias Gnädinger (von links) bei den Drehaufnahmen. SRF

Mathias Gnädinger war ein vielbeschäftigter Schauspieler. In Dutzenden von Kino- und Fernsehfilmen war er zu sehen, und jahrzehntelang stand er auf Theaterbühnen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich.

1941 geboren in Ramsen, im äussersten Zipfel des Kantons Schaffhausen, wächst Gnädinger in ländlicher Umgebung auf. Die Schauspielerei liegt ihm seit seinen ersten Auftritten als Teenager am Dorftheater im Blut. Seine Eltern sind aber skeptisch und wollen, dass Mathias zuerst «einen rechten Beruf» erlernt.

Ich habe die ganze Schauspielschule mit eingezogenem Bauch gemacht – das war anstrengend
Autor: Matthias GnädingerSchauspieler

Gnädingers Onkel, ein Bauer und Kunstmaler, meldet ihn aber schliesslich an der Zürcher Schauspielschule an – auch um Mathias' überbordende Energie in geordnete Bahnen zu lenken.

Seine Statur ist von Anfang an Gnädingers Markenzeichen – auch wenn diese es ihm nicht immer leicht macht: «Ich habe die ganze Schauspielschule mit eingezogenem Bauch gemacht – das war anstrengend!», lacht Gnädinger 1996 in einem Interview im Schweizer Fernsehen.

Erste Filmrolle 1977

1977 spielt er seine erste Rolle in einem Schweizer Spielfilm, «Em Lehmä sin Letschte». Doch die Schweiz ist Gnädinger nicht gross genug – er zieht nach Deutschland, bekommt Theater-Engagements und gehört schliesslich mehrere Jahre zum Ensemble der Berliner Volksbühne. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre nimmt er auch immer wieder Filmrollen an, etwa in «Der Gemeindepräsident» oder «Das Boot ist voll». Seine Filmkarriere kommt aber erst 1988 richtig in Fahrt, als er aus dem Theaterensemble in Berlin austritt und sich als Schauspieler selbstständig macht.

Vom ersten Schweizer Tatort zu Kommissar Hunkeler

Ein Jahr später fällt er als «Leo Sonnyboy» auf – und im ersten Schweizer Tatort als Kommissar mit düsterer Vergangenheit. Mit sperrigen Charakteren konnte sich Mathias Gnädinger identifizieren. Vor allem im griesgrämigen Kommissar Hunkeler, der flucht, säuft und offen sagt, was er denkt, erkannte er sich wieder.

Mathias Gnädinger und Tiziana Burkart
Legende: «Lüthi & Blanc» Mathias Gnädinger und Tiziana Burkart bei den Dreharbeiten. SRF

Auch privat bezeichnet sich Gnädinger als «eher schwierigen» Menschen. Von der Mutter seiner beiden Kinder Laura und Gilles trennt er sich. Gnädinger tut sich schwer mit Enge. Erst mit Ursula, die er seit der Primarschule kennt, hält das Beziehungsglück. 2004 heiraten die beiden – für Gnädinger ist es die erste Ehe.

Ebenfalls 2004 spielt er auch erstmals in einer grossen deutschen Kinoproduktion – als Nazi-Offizier Göring an der Seite von Bruno Ganz in «Der Untergang». Gnädingers schauspielerischen Leistungen sind zu diesem Zeitpunkt längst unbestritten. 1996 hat er den Hans-Reinhart-Ring erhalten, die höchste Auszeichnung der Schweizer Theaterszene, 2003 den Schweizer Filmpreis gewonnen.

Im Herbst seiner Karriere wagt sich Gnädinger nochmals in ein für ihn neues Genre: Die Fernsehserie «Lüthi und Blanc». Fünf Jahre lang ist er dabei, und als beim Schweizer Fernsehen das Ende der Serie beschlossen wird, findet Gnädinger deutliche Worte: «Ich finds scheisse», verkündet er 2006 an der Verleihung des «TV Star»-Preises.

Ich denke nicht im Traum daran, mit der Schauspielerei aufzuhören
Autor: Mathias GnädingerSchauspieler

Von der Arbeit hält ihn dieser Rückschlag nicht ab. Als er 2011 den 70. Geburtstag im Kreise seiner Familie feiert, denkt er noch nicht im Traum daran, mit der Schauspielerei aufzuhören: «Das hält mich geistig fit», so Gnädinger gegenüber «Glanz & Gloria». 2012 wird er mit dem «Schweizer Fernsehpreis» für sein Lebenswerk geehrt.

2013 und 2014 ist Gnädinger Teil des Krimis «Der Bestatter». Seine letzte Rolle spielt er an der Seite von Jörg Schneider in «Usfahrt Oerlikon». Mathias Gnädinger war ein Vollblut-Schauspieler. Und diese Leidenschaft hat er ausgelebt – bis zum Schluss.

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Mathias Gnädinger zum siebzigsten Mal mit Geburtstagskuchen
Aus Glanz & Gloria vom 28.03.2011.
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Mathias Gnädinger war am 5. März nach dem Duschen in seinem Haus gestürzt und hatte sich den linken Oberschenkel gebrochen. Er musste sich darauf einer OP unterziehen. Während der Rekonvaleszenz im Spital hätten sich Komplikationen mit Lungen- und Herzfunktionen ergeben, schrieb seine Familie in einem Communiqué.

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