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Mensch Was ist der Cyber Monday?

Shoppen, bis der Server brennt: Jedes Jahr gegen Ende November kaufen Amerikas Verbraucher en gros online Sonderangebote – am Cyber Monday. Diese Erfindung cleverer Marketingmanager hatte so grossen Erfolg, dass sie rasch anderswo kopiert wurde. Doch die Schnäppchenjagd findet auch Kritiker.

Dieser Tag, so scheint’s, macht alle glücklich: die Post, Online-Shops, Kreditkarten-Anbieter und Schnäppchenjäger, die entweder ihre Vorräte an Rasierwasser oder Socken auffüllen oder Weihnachtsgeschenke ganz besonders günstig kaufen möchten. Der Cyber Monday stammt aus den USA: Zum ersten Mal machte er am 28. November 2005 die Runde – als Online-Pendant und Konkurrenz zum «Black Friday» drei Tage zuvor, dem Beginn der Weihnachts-Einkaufssaison nach Thanksgiving.

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Black Friday: Angestellte fordern Mindestlohn
aus Rendez-vous vom 28.11.2014. Bild: Keystone.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 38 Sekunden.

Finanziell betrachtet ist die Aktion, heuer am 1. Dezember, eine amerikanische Erfolgsgeschichte. Laut Branchenzahlen stieg der Online-Umsatz an Desktop-Computern an diesem Tag seit 2005 von rund 600 Millionen Dollar auf über 1,7 Milliarden 2013. Kein Wunder, dass Marketingmanager in aller Welt das Gleiche versuchten, ob in Kanada, Indien, Chile, Columbien, Frankreich oder Deutschland.

Montag, eine Woche lang

Im Grossen Kanton bestreitet der Online-Fast-Alles-Anbieter Amazon das Spektakel als dominanter Player – nicht nur einen Tag lang, sondern voreilig als «Cyber Monday Woche» mit Rabatten in roten Schriftzügen. Neben «aktuellen Blitzangeboten» für Backformen, Puzzles, Lampen, Lippenstifte, Laptops und allerlei mehr gibt es «in Kürze ablaufende Blitzangebote» mit höherer Dringlichkeit. Wer da nicht mitkommt, dem hilft die Webseite der Computerzeitschrift «Chip» mit einem Liveticker für «die besten Schnäppchen».

Nicht alle sind so begeistert. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisiert Amazons Cyber Monday als «‹Countdown› mit aufgeblasenen Rabatten» und verweist darauf, dass viele der Preisnachlässe auf einem Vergleich mit den unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller beruhten – und die seien als «Mondpreise» in Verruf und würden von kaum einem Händler verlangt. Tipp der Verbraucherschützer: Preissuchmaschinen einsetzen, um reale Angebote mit den Offerten zu vergleichen.

Shopping on the Job

Der Dynamik des Anlasses wird das freilich keinen Abbruch tun. Für Deutschland erwarten Online-Prognostiker hohe Umsätze, ebenso in anderen Ländern – nur in der Schweiz sind im Vergleich noch wenige Anbieter auf den Zug aufgesprungen. Vielleicht eine gute Nachricht für Arbeitgeber, die es nicht gerne sehen, wenn ihre Mitarbeiter während der Dienstzeit stundenlang auf Einkaufstour gehen.

Ein Phänomen übrigens, dass in den USA längst zum Problem geworden ist: Laut einer Online-Umfrage im August und September 2012 bereits sieben Prozent der befragten Personalfachleute Leute wegen Shoppens bei der Arbeit vor die Tür gesetzt.

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