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Technik Antike Wundermaschine in Basel

Bekannt ist das Räderwerk von Antikythera als ältester Computer der Welt. Das stimmt zwar nicht, weil man die Maschine nicht programmieren kann. Doch ein feinmechanisches Wunderwerk ist der Fund aus dem bedeutendsten Schiffswrack der Antike allemal. Wie es funktioniert, kann man nun in Basel sehen.

Sie ist über 2000 Jahre alt und beschäftigt die Forschung bis heute: Die ausgeklügelte Zahnrad-Konstruktion, die einst in einem Handelsschiff voller Luxusgüter im Meer versank, vor der griechischen Insel Kythera.

Vor rund 100 Jahren haben Taucher das Kleinod entdeckt. Damals sorgten aber vor allem die anderen versunkenen Kostbarkeiten für Aufsehen: Menschen- und Pferdestatuen aus Marmor und Bronze, reich verzierte Gläser, Goldschmuck und prächtige Möbel. Das feinmechanische Räderwerk fiel nicht auf.

Es war beim Untergang nämlich stark beschädigt worden und zu einem unförmigen Bronzeklumpen mutiert. Doch dann entdeckte jemand Spuren von Zahnrädern im Material – nun begann der Klumpen die Archäologen zu interessieren.

Himmelsmechanik mit über 80 Teilen

Es musste sich um eine Maschine handeln. Bloss, was sie für einen Zweck hatte, blieb noch Jahrzehntelang ein Rätsel. Bis Forscher begannen, das geheimnisvolle Bronzegebilde zu durchleuchten. Zunächst, in den 1970er-Jahren, mit klassischen Röntgenbildern. Später, bis heute, mit dreidimensionalen Röntgenbildern mittels Computertomographie. Diese Bilder machten klar: Die Maschine ist ein Kalender – ein hochkomplizierter.

Blick in das Uhrwerk mit den verschiedenen Zahnrädern.
Legende: So ähnlich könnte die Antikythera ausgesehen haben: Auf Basis eines wissenschaftlichen Artikels fertigte der Schweizer Uhrmacher Ludwig Oechslin diese Interpretation an. Ludwig Oechslin

Im Innern des Klumpens stecken nämlich Dutzende fein gearbeiteter Zahnräder und Zifferblätter. Über 80 Einzelteile entdeckte man von der Maschine. Eingravierte Zeichen und Inschriften verrieten: Mit dem Räderwerk konnte man die Bewegungen von Sonne und Mond berechnen. Die Zifferblätter zeigten die ägyptischen Monate an, den Vier-Jahres-Zyklus der olympischen Spiele, künftige Sonnen- und Mondfinsternisse – und wohl noch manch anderes.

Studieren lässt sich dieser Mechanismus nun aus nächster Nähe im Basler Antikenmuseum. Erstmals überhaupt werden dort die Fundobjekte von Antikythera ausserhalb von Griechenland gezeigt. Und das will etwas heissen, denn der Schatz von Antikythera gehört zu den bedeutendsten der Antike.

Neu entzifferte Inschriften

Vom Räderwerk, das einst im Schiffswrack geborgen wurde, sind zwar nur Videos, eine 3-D-Projektion und wissenschaftliche Nachbauten zu sehen. Doch gerade die Nachbauten zeigen anschaulicher als das Original, wie der Mechanismus funktioniert haben könnte. Betonung auf «könnte». Denn eine ganz genaue Rekonstruktion des zerquetschten Originals ist nicht möglich. Und auch Forschungserfolge wie neu entzifferte Inschriften ändern nichts daran: «Immer noch fehlen wichtige Teile der Maschine», sagt Yanis Bitsakis.

Ausstellung in Basel

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Mit der Ausstellung «Der versunkene Schatz. Das Schiffswrack von Antikythera» inszeniert das Basler Antikenmuseum bis Ende März 2016 den Untergang eines griechischen Schiffes und die Bergung der kostbaren Fracht. Zu sehen sind hochkarätige Kulturgüter, die vor über 2000 Jahren in Rom ankommen sollten.

Der griechische Physiker der Universität Athen arbeitet an einem mehrjährigen internationalen Projekt zur Erforschung des Schatzes von Antikythera mit. Yanis Bitsakis und seine Kollegen entziffern Inschriften im Metall des Zahnradmechanismus und tauchen nach den Teilen, die noch vermisst werden.

Wundermaschine beschäftigt weiter

«Es fehlen zum Beispiel noch grosse Stücke von zwei Bronzeplatten, welche einst die Vorder- und Rückseite des Mechanismus bedeckten. Auf diesen Platten sind lauter Inschriften und Zeichen, die noch genauer verraten sollten, wie die Konstruktion einst verwendet wurde», so Bitsakis. Auch müsse ein weiterer Teil der Maschine beim Untergang abgebrochen sein. Die Bruchstelle könne man noch sehen.

Was man mit der feinmechanischen Wundermaschine also alles anstellen konnte und wie sie überhaupt aussah, ist noch lange nicht restlos geklärt.

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