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Technik Roboter auf Spendenfang

Die gesamte Öffentlichkeit sollte sich an der Finanzierung des humanoiden Roboters Roboy beteiligen dürfen – via Crowdsourcing. Doch der öffentliche Spendenaufruf hat nicht funktioniert. Stattdessen hat die Industrie in Roboy die perfekte Werbeplattform gefunden.

Er ist ein Vorzeigeroboter und man kann ihn mieten: Roboy, einer der derzeit modernsten humanoiden Roboter der Welt. Auf Veranstaltungen lässt er sich vorführen, schüttelt Hände und hinterlässt, wenn alles gut läuft, lauter frohe Gesichter. Von Menschen, die ihn finanziert haben.

«Wir haben gedacht, wir probieren einfach, das Geld über Sponsoren und Crowdfunding zu bekommen» erzählt Rolf Pfeifer, Direktor des Labors für Künstliche Intelligenz der Universität Zürich, das bei der Entstehung Roboys federführend war. Für traditionelle Forschungsfinanzierung war ohnehin keine Zeit mehr: Der Roboter musste innert neun Monaten fertiggestellt sein, pünktlich zur Veranstaltung «Robots on Tour», die das AI Lab anlässlich seines 25-Jahre-Jubiläums organisiert. So wurde aus der Not eine Tugend gemacht.

5000 Franken für einen Abend

Crowdfunding ist in der Wissenschaft im Kommen. Wem es nicht gelingt, nötige Gelder über Universitäten oder Drittmittel zu bekommen, kann sich für die Finanzierung eines Projekts an die Öffentlichkeit wenden. Die Geldgeber bekommen dafür eine Namensnennung, werden über die wissenschaftlichen Ergebnisse auf dem Laufenden gehalten oder bekommen Post aus dem Forschungscamp. Einige Plattformen für Wissenschafts-Crowdfunding haben sich bereits etabliert, wie etwa Sciencestarter in Deutschland.

Bei Roboy sieht das so aus: Geldgebern wird ein gemeinsamer Abend für 5000 CHF angeboten, 1000 kostet ein Apero mitsamt Fotoshooting. Wer weniger Geld ausgeben will, lässt für 100 CHF sein Logo oder seinen Namen auf den Körper des Roboters gravieren – der Kopf kostet 750 CHF. Für 25 CHF gibt es Post vom Roboterjungen. Die benötigten 500‘000 Franken sind dabei nicht zusammenkommen, laut offizieller Webseite des Projekts fehlen 142‘575 Franken.

Sponsoring hat besser funktioniert

«Das Sponsoring hat relativ gut funktioniert», findet Rolf Pfeifer «das Crowdfunding hingegen war etwas holprig». Es hat nur einen kleinen Prozentsatz der Projektfinanzierung ermöglicht, genaue Zahlen gibt es noch nicht. Die meisten Spenden lagen zwischen 50 und 100 Franken.

Laut Mediensprecherin Lilla Lukacs waren es letztlich vor allem Sach- und Dienstleistungen, die den Bau des 130 Zentimeter grossen Humanoiden ermöglichten. Von Beginn an wurden Firmen mit ins Boot geholt, die technisches Zubehör zur Verfügung stellten oder ganze Teile des Roboters konstruierten. Im Austausch für den Technologietransfer, das Logo auf Roboys Körper und eine Messe oder ein Kundenevent, an dem sie sich mit Roboy schmücken können.  

Die Transparenz hat gefehlt

Thorsten Witt, Projektleiter der Crowdfunding-Plattform Sciencestarter, sieht das öffentliche Finanzierungskonzept von Roboy eher als eine gute PR-Aktion: «Die Kommunikations- und Marketingmaschine waren dadurch von Anfang an am Laufen, das ist zeitverkürzend und geldsparend». Robotik eigne sich dafür. Die Wissenschaft hat viele Fans und die Anbindung an Soziale Netzwerke ist gut.

Als wirkliches Crowdfunding im klassischen Sinne würde er das Projekt nicht bezeichnen, vor allem fehlt Witt die Transparenz: «Es wurde nicht gesagt, ab welchem gesammelten Geld was realisiert werden konnte. Wofür mein Geld konkret verwendet wird. Als Unterstützer hätte mich das abgeschreckt.»  Im klassischen Crowdfunding wird das Geld erst ausgezahlt, wenn in einem vorab festgelegten Zeitrahmen mindestens der für das Projekt nötige Betrag zusammengekommen ist. Ansonsten bekommen die Unterstützer ihr Geld zurück. 

Jetzt geht die Arbeit los

Hätte man sich bei Roboy für dieses Prinzip entschieden, wäre der kleine Roboter wahrscheinlich nicht zustande gekommen. Rolf Pfeifer würde sich auf jeden Fall noch einmal für Crowdfunding entscheiden, allerdings erst nach gründlicher Analyse, warum es diesmal nicht funktioniert hat.

Das Sponsoring funktioniert weiterhin: Seit der Roboterjunge am 28. Februar der Presse vorgestellt wurde, nehmen die Anfragen nach einem Abend mit dem Vorzeige-Roboter zu. Diverse Schweizer und internationale Firmen haben Interesse gezeigt. Für Roboy heisst das: Für ihn geht jetzt die Arbeit los. Der Terminkalender des Roboterjungen wird voll sein. Auf seinem Körper ist vor lauter Werbung schon jetzt kaum mehr Platz.

Video
Roboy – der humanoide Roboter aus Zürich-Nord
Aus Einstein vom 28.02.2013.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 50 Sekunden.

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