Eine perfekte Menschmaschine, die mit künstlicher Intelligenz funktioniert – daran arbeitet die utopische Zukunftsgesellschaft im neuen Roman «Dave» der österreichischen Autorin Raphaela Edelbauer. Felix Münger ist fasziniert von der Vielschichtigkeit des Romans: Er vereinigt Satire und Gesellschaftskritik mit Philosophie und Abenteuer.
Bereits in jungen Jahren leidet der jugoslawische Diplomat, Schriftsteller und spätere Nobelpreisträger Ivo Andric unter Schlaflosigkeit. Ein Leben lang nutzt er aber die durchwachten Nächte, um sich Dinge zu notieren, die ihn persönlich bewegen, aber nur ganz selten und nur versteckt Eingang in sein offizielles Werk finden. Hier aber, in seinen über sechs Jahrzehnte entstandenen Notizen, Gedanken, Aphorismen und Kürzestgeschichten, die der Journalist und Andric-Biograf Michael Martens neu übersetzt und zusammengetragen hat, zeigt sich ein ganz anderer Ivo Andric, als der, den man aus seinen grossen Romanen kennt. Michael Luisier, selbst Andric-Fan und nicht unerfahren in Sachen Schlaflosigkeit, hat in diesem Buch einen Andric entdeckt, von dem er nicht nur nichts gewusst hat, sondern der ihm auch nirgendwo sonst näher gekommen ist als hier.
Im Roman «Die Mitternachtsbibliothek» erzählt der britische Autor Matt Haig von Nora, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sieht. Sie beschliesst zu sterben. Auf dem Weg ins Jenseits trifft Nora auf eine riesige Bibliothek. Hier stehen die Uhrzeiger stets auf Mitternacht. Und hier sieht Nora, welche Leben sie hätte haben können. Sie fragt sich, ob ihr tatsächliches Leben wirklich so unglücklich war.
Ein unterhaltsamer und gleichzeitig tiefgründiger Roman, der zentrale Fragen stellt, findet Britta Spichiger.
Buchhinweise:
Dave. Raphaela Edelbauer. Verlag Klett-Cotta, 2021.
Insomnia. Nachtgedanken. Ivo Andric. Zsolnay, 2021.
Die Mitternachtsbibliothek. Matt Haig. Droemer Knaur Verlag, 2021.