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Normalerweise ein Tourismusmagnet: Die menschenleere antike Stadt Petra.
SRF. Susanne Brunner
abspielen. Laufzeit 28 Minuten 51 Sekunden.
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Jordanien – ein Königreich im Dauer-Lockdown

Keine Woche vergeht in Jordanien ohne Lockdown, keine Nacht ohne Ausgangssperre – seit mehr als einem halben Jahr. Die Coronakrise ist nicht überwunden und die Wirtschaft steckt in der Krise. Eine Reise durch Jordanien offenbart die wirtschaftliche Not und ein Land, das festgefahren ist.

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Fast aus dem Nichts hat der mächtige jordanische König Abdullah II. am 17. März Militärrecht in Kraft gesetzt. Seither befindet sich das Land im Dauer-Lockdown. Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend: Sie übertreffen selbst die Auswirkungen, die Kriege in den Nachbarländern Irak und Syrien auf Jordaniens Wirtschaft hatten. Noch nie in der Geschichte des Landes war die Arbeitslosigkeit so hoch. Es hat ein regelrechtes Massensterben von kleinen Betrieben eingesetzt. Der Tourismus ist völlig eingebrochen. Die wirtschaftliche Hilfe der Regierung ist spärlich. Der Automechaniker in Salt bei Amman bangt deshalb genauso um seine Existenz wie der Beduine, der Besucher durch die antike Stadt Petra führt.

Zu Beginn der Coronakrise waren die Menschen stolz auf die zwar drastischen, aber scheinbar wirksamen Massnahmen ihrer Regierung: COVID-19 schien in Jordanien keine Chance zu haben. Inzwischen zweifelt die Bevölkerung an den Massnahmen ihrer Regierung. Sie verhängt Ausgangssperren kurzfristig und scheinbar willkürlich, ohne sichtbaren Erfolg: Offiziell zählt Jordanien mit seinen zehn Millionen Einwohnern Tag für Tag Tausende von neuen Ansteckungen. Und mehr als 70 Prozent der Jordanierinnen und Jordanier blieben am 10. November der Parlamentswahl fern – aus Angst vor dem Virus oder weil sie das Parlament für machtlos halten. Hinter vorgehaltener Hand kritisieren sie, dass sie fast nur Kandidaten einflussreicher Stämme wählen konnten.

Doch kaum jemand wagt direkte Kritik, offenes Hinterfragen der politischen Verhältnisse bleibt selten in Jordanien. Ein Wandel zeichnet sich nicht ab – und das Land befindest sich auch in einem politischen Lockdown. Derweil fürchten Weltbank und IWF um das Königreich: Der lange Lockdown wirke sich verheerend auf die ohnehin schwache jordanische Wirtschaft aus. Die Coronakrise könne die Stabilität des Landes gefährden

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