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Ayobami Adebayo
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Polygamie – Frauen machen nicht mehr mit

Ein altes Familienmodell gerät zunehmend unter Druck: Immer mehr Afrikanerinnen wollen ihren Mann nicht länger teilen. Auch finanziell birgt Polygamie Risiken: Im Fall von Trennungen gehen Frauen oft leer aus oder Kinder landen auf der Strasse, weil der Ernährer die Familie nicht durchfüttern kann.

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Für die junge nigerianische Schriftstellerin Ayobami Adebayo ist klar: «Nie im Leben würde ich einer Vielehe zustimmen». Welche Falle die Polygamie für Frauen sein kann, zeigt sie eindrücklich in ihrem Roman «Bleib bei mir»: da wird ein Ehemann von seinen Angehörigen zu einer weiteren Heirat gedrängt. Für die Erstfrau bricht eine Welt zusammen. Das Buch wurde in Nigeria zum Bestseller: offenbar hatte Ayobami Adebayo da einen Nerv getroffen.

Was in Nigeria als fiktive Geschichte zu reden gab, hat Kellen Wanja in Kenia selber durchgemacht: Nach 16-Jahre Ehe fand sie zufällig heraus, dass sich ihr Partner eine zweite Frau genommen hatte. Kellen Wanja wollte nur noch weg. Aber sie war finanziell abhängig. Unterstützung erhielt sie von der FIDA, der «Federation of Women Lawyers». Die Juristinnen dort kennen das gängige Drama: Der Vater kümmert sich nicht länger um die Kinder der Erstfrau, weil er eine neue Familie aufbaut.

Die Frauenrechtsorganisation war stark involviert im Gesetzesprozess um das neue Eherecht von 2014 in Kenia: Ziel war es, die Frauen finanziell besser zu schützen. Theoretisch ist das nun der Fall – aber leider nur «theoretisch», erklärt Afrikakorrespondentin Anna Lemmenmeier im Gespräch und erläutert die Tücken der neuen Regelung.
Kein Wunder verliert das Modell der Vielehe – unter Frauen – zunehmend an Attraktivität.

Buchhinweis:
Ayobami Adebayo. Bleib bei mir. Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch. Piper Verlag.

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