Hanns Eislers glaubte daran, dass politisch engagierte Musik die Gesellschaft verändern könne. Dass er sich als Komponist aber nicht nur mit der Arbeiterklasse solidarisieren, sondern sie auch mobilisieren wollte, schreibt er 1931 im Aufsatz «Die Erbauer einer neuen Musikkultur»: «Die einzige Klasse, die neue Methoden braucht, für die eine Funktionsveränderung der Musik eine Lebensnotwendigkeit bedeutet, ist das revolutionäre Proletariat». Auch Komponisten wie Luigi Nono («La Fabbrica Illuminata», 1964), Louis Andriessen («Workers Union», 1975) oder Johannes Kreidler («Fremdarbeit», 2009) beschäftigen sich mit den Bedingungen und Problemen der Arbeiterklasse. In der Fabrik, in der Gewerkschaft oder im globalen Süden.
Aber ist ein Klassenkampf mit Mitteln der Neuen Musik überhaupt glaubwürdig, wenn man ihren elitären Habitus bedenkt? Wie kann nicht nur der Inhalt, sondern auch die musikalische Form näher an die Lebenswirklichkeit der Arbeiterklasse rücken und für sie sprechen? Und sind solche Ansätze nur Kinder ihrer Zeit, oder sind sie heute noch – und vielleicht gerade wieder - relevant? Ein Gespräch mit dem Pianisten, Journalisten und Kurator Christoph Keller.