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Profis setzen bei der Bespannung auf Naturdarm – zumindest teilweise.
Keystone
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Was hat Tennis mit Liebe zu tun?

Ein Ballwechsel ist gespielt, es steht 15:0. Und der Schiedsrichter sagt: «Fifteen Love!» Warum ist das so? Das ist eine von fünf Fragen rund um die Sportart, die wir hier zu klären versuchen.

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Wie entstand die Zählweise?

Im Mittelalter vertrieb man sich dort die Zeit in Frankreich mit dem «Jeu de paume» also dem Handballen-Spiel. Pro Punkt gewann man 15 Denier-Münzen, dann 30 und dann 45. Diese Zählweise wurde ins Tennis übernommen. Einzig die fünf von 45 blieb auf der Strecke.

Wieso statt Null im Tennis Love gesagt wird, darüber kann nur spekuliert werden. Im Englischen sagt man «to play for Love» und meint damit, um nichts als um Ehre zu spielen. Der Einsatz Null ist dann eben Love.

Woraus bestehen Tennisschlägersaiten?

Profis bespannen ihr Racket zur Hälfte mit Naturdarmsaiten. Entweder die Längssaiten oder die Breitsaiten das hängt von der Vorliebe des Spielers ab. Naturdärme sind sehr teuer, verändern sich aber bei Feuchtigkeit, was das Spielen im Regen erschwert.

Der Tierdarm stammt von der Kuh. Deren Darm ist elastischer und länger als beispielsweise der eines Schafs. Benutzt wird aber nur der beste Teil. Dieser wird für die Saitenproduktion in Streifen geschnitten und dann in Salzsäure gereinigt. Zum Trocknen werden die Darmabschnitte aneinander gebunden und gespannt. Trocken sehen die Darmteile langsam sicher wie Saiten aus, müssen aber noch poliert werden. Dann sind sie aber bereit, um aufs Racket eines Tennisprofis gespannt zu werden.

Woraus besteht ein Tennisball?

Ein Tennisball besteht aus einen Gummikern und einer Filzoberfläche. Der Kern aus Gummi muss besonders elastisch sein, daher werden unter den herkömmlichen Gummi weitere Stoffe wie Tonerde, Quarz und Schwefel gemischt und zu einem Teig vermengt. Dieser Teig wird dann in kleine Teigbällchen geteilt, die in einer Form zu einem halben Tennisballkern geformt werden. Zwei solche Hälften werden verleimt und unter Druck aufgeblasen, so dass sie am Ende des Backprozesses etwas an einen ungezuckerten Berliner erinnern.

Der Tennisberliner wird statt in den Zucker aber in ein Leimbad getunkt, damit er mit der gelben Filzschicht überzogen werden kann. Die Filzschicht gibt dem Ball den Drall und damit eine gute Flugbahn. Der Filz besteht aus Schafswolle, Nylon und Baumwolle, die zu einem Stoff verwoben und schliesslich beschnitten werden: Dadurch entsteht die strapazierfähige Oberfläche des Tennisballes, die aber auch flauschig genug ist, so dass der Ball nicht aus der Hand oder vom Schläger rutscht.

Wieso sind Tennisbälle gelb?

Früher spielte man mit weissen oder schwarzen Tennisbällen, je nachdem, welche Farbe das Tennisterrain hatte. Heute sind offiziell gelbe und weisse Tennisbälle zugelassen. Als in den 1970er-Jahren das Farbfernsehen in die Stuben einzog, zeigten Untersuchungen, dass der gelbe Ball bei Tennis-Übertragungen am Fernseher deutlich besser sichtbar war als der weisse Ball.

Der Tennisverband beschloss in der Folge, dass an Tennisturnieren, die am TV übertragen werden, nur noch der gelbe Ball verwendet werden sollte. Diesen Fakt musste schliesslich auch das Traditionsturnier in Wimbledon anerkennen und stellte ab 1986 zähneknirschend von weissen auf gelbe Bälle um.

Wer ist der Herr Davis vom Daviscup?

Dwight Davis ist ein «Hansdampf in allen Gassen». US-Amerikaner, geboren im 19. Jahrhundert, studierte er in Harvard Jus. Gleichzeitig spielte er hervorragendes Tennis. Davis gewann um die Jahrhundertwende die US-Tennismeisterschaften, spielte in Wimbledon und an den Olympischen Spielen. Nebenbei stellte Davis ein internationales Turnier auf die Beine. Er selber spendierte die Siegestrophäe: eine silberne Schüssel, den heutigen Davis Cup.

Davis stellte das Tennisracket bald in die Ecke und wandte sich fortan der Politik zu. Während des Ersten Weltkriegs diente der ehemalige Wimbledonsieger an der Front in Europa (und wurde mit höchsten Ehren ausgezeichnet). Davis war auch in der Politik ein Überflieger und wurde schliesslich unter Präsident Coolidge zum Aussenminister berufen. Seine letzten Jahre diente Davis als Diplomat im Ausland. Dwight Davis starb 1945. Seine Trophäe lebt bis heute weiter.

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