Sparen sollen die Griechen, Reformen durchsetzen, die dem Staat mehr Einnahmen ermöglichen. Nur: Wo kann man noch sparen in einem Land, in dem mehr als die Hälfte aller jungen Menschen ohne Arbeit ist, und auch fast jeder dritte Erwachsene keinen Job hat? «Die Situation ist für die Griechen schlimmer als damals in der grossen Depression in den Dreissigerjahren», sagt Tobias Straumann, der an den Universitäten Zürich und Basel lehrt und auf Finanz- und Währungsgeschichte spezialisiert ist.
Zwar bekennt sich der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis im deutschen Handelsblatt zur Rückzahlung der Staatsschulden von über 300 Millarden Euro. Doch für Straumann ist klar: «Es ist ja nicht nur ein Verschuldungsproblem, das Wachstum ist das Hauptproblem.» Und dazu fehlten in Griechenland schlicht die funktionierenden Strukturen.
Müsste man aus dem Fall Griechenland Lehren ziehen, dann wohl diese, sagt der Wirtschaftshistoriker: «Schwellenländern darf man die Währung nicht wegnehmen, denn die brauchen Spielraum, um wirtschaftliche Klippen zu umschiffen.» Jetzt aber, mit dem Euro, stecke Griechenland in einer Zwangsjacke. Das sei ein historischer Fehler gewesen. «Jetzt hat die EU die Verpflichtung, alles zu unternehmen, Griechenland zu helfen.»