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Blick vom Jungfraujoch: Ohne Klimaschutz sieht man von hier in achtzig Jahren kein Eis mehr.
Keystone / Anthony Anex
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Die Schweiz verliert ihr Eis, was dann?

Gletscher gehören zur Schweizer Identität. Das ewige Eis, es schmilzt. Ist das schlimm? Ja und nein, meint Glaziologe Matthias Huss. Auch ohne Gletscher könnten wir in der Schweiz gut leben. Doch der Verlust schmerzt.

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Gletscher schmelzen schon immer

Im vergangenen Jahr verloren die Schweizer Gletscher fast zwei Prozent ihres Volumens. Seit 1960 haben die Gletscher so viel Wasser verloren, dass man damit den Bodensee füllen könnte.

Gletscher schmelzen schon immer. Aber heute schmilzt im Sommer mehr Eis, als im Winter nachwachsen kann. Seit vierzig Jahren ist diese Bilanz stets negativ.

Kann man die Gletscher noch retten?

Nein. Der Gletscherschwund lasse sich höchstens noch bremsen, aber nicht stoppen, sagt Glaziologe Matthias Huss, Leiter des Schweizerischen Gletschermessnetzes.

Wenn wir keinen Klimaschutz betreiben, dann blieben uns am Ende des Jahrhunderts noch 5% der Gletscher. «Vom Jungfraujoch aus würde man den berühmten Aletschgletscher nicht mehr sehen.» Mit aktivem Klimaschutz könnten immerhin ein Drittel der Eismasse erhalten bleiben.

Rettungsmassnahmen, wie das Abdecken von Gletschern mit Vlies, oder das künstliche Beschneien seien zwar effektiv, doch sie haben nur einen lokalen Effekt, zum Beispiel für ein Skigebiet.

Eine Schweiz ohne Gletscher?

Die Gletscher sind für viele Schweizer ein Identifikationsmerkmal. Sie sind ein Symbol für die Alpen und die gesunde Bergwelt. Leben könnten wir in der Schweiz aber auch gut ohne Gletscher, sagt Glaziologe Huss.

Trinkwasser haben wir genug. Neue, vorerst karge Landschaften würden entstehen. Flora und Fauna würden sich anpassen. Änderungen dürfte es für die Stromproduktion geben, da sich die Stauseen zu anderen Jahreszeiten füllen dürften. Für die Alpen sei der Eisschwund verkraftbar. Es sei ein globales Problem.

Gletschererlebnisse dank Gletscherschmelze

Das viele Schmelzwasser muss irgendwie abfliessen. Es frisst sich durch die Gletscher. Unter den Gletschern bilden sich regelrechte Kanalisationen. Im Sommer sind diese voll Wasser. Im Winter sind die Eishöhlen gefroren und teils zugänglich.

SRF «Einstein» Moderator Tobias Müller wagte sich diesen Winter in eine Gletscherhöhle hundert Meter unter dem Plaine-Morte-Gletscher und berichtet von einer faszinierenden Parallelwelt.

Tobias Müller und Glaziologe Matthias Huss sind zu Gast in der Sendung «Treffpunkt».

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