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Abendliche Stadthektik in Melbourne, Australien.
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«Stress and the City»: Städter ticken anders

In der Stadt zu leben bringt viele Vorteile. Kino, Theater, Kaffees sind gleich um die Ecke, der öffentliche Verkehr bringt einen rasch überall hin. Jedoch sind Städter häufiger psychisch krank als Menschen, die auf dem Land leben. Eine neue Studie gibt Aufschluss.Dass Städter etwa zwei bis dreimal häufiger an Schizophrenie erkranken und anfälliger auf Depressionen und Angsterkrankungen sind, als die Landbevölkerung, haben schon verschiedene Studien in der Vergangenheit gezeigt. Warum das so ist, war bisher Spekulation. Man vermutete: Städter sind gestesster. Städter sind gestressterWissenschaftler aus Kanada und Deutschland haben nun ein Experiment mit deutschen Versuchspersonen durchgeführt, das soeben in der Fachzeitschrift «Nature» publiziert wurde. Dabei haben sie die Versuchspersonen sie unter Stress gesetzt und dann verschiedene Hirnregionen gemessen. Bei Stress bestroffen war das Hirnareal Amygdala. Die Amygdala war stärker aktiv, wenn die Versuchspersonen aktuell in einer grösseren Stadt lebten, als wenn sie in in einer kleineren Stadt oder auf dem Land wohnten, erklärt der Mitautor der Studie und Direktor des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim, Andreas Meyer-Lindenberg.Landflucht hilft nicht immerDiese veränderte Aktivierung in der Amygdala scheint allerdings umkehrbar, sobald man aus der Stadt wegzieht. Anders bei der zweiten betroffenen Hirnstruktur, dem Cingulum, das eine Rolle spielt bei der Entstehung von Schizophrenie. Auch im Cingulum massen Andreas Meyer-Lindenberg und seine Kollegen erhöhte Aktivität bei Stress, allerdings nicht bei jenen Menschen, die aktuell in der Stadt wohnten, sondern bei jenen, die ihre Kindheit dort verbracht hatten. Städte besser verstehenWas also tun? Aufs Land ziehen, besonders mit kleinen Kindern? Das wäre nur schwer umsetzbar. Diese Methode könnte aber helfen, Städte besser zu verstehen und zu planen, hofft Andreas Meyer-Lindenbergmeint. Dazu braucht es allerdings noch viel Forschung. Denn was genau die Städter so stresst, ob es der Lärm, fehlende Grünflächen, ein fehlendes soziales Netz oder was auch immer ist, das ist nach wie vor ungeklärt.

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