«Mit Fremden geht man nicht nach Hause», doch Christoph packt die Abenteuerlust und diese verleitet ihn zum Regelbruch. Weil das Budget des Filmemachers klein ist, entscheidet er sich für eine Weltreise mit Couchsurfen.
Die Suche nach dem perfekten Sofa
In seinem Dokumentarfilm «Couch Connections» (2020), der jetzt auf Play SRF ist, nimmt Christoph Pehofer uns mit in die Welt des Couchsurfens. Christoph beginnt seine Sofa-Karriere als Gastgeber in Wien. Jahre später zieht er selbst los und schlüpft in die Rolle des Gastes. Seine Reise beginnt in den USA und in Kanada und geht weiter nach Südkorea, Vietnam, Kambodscha, Thailand, Sri Lanka und Indien.
Vorurteile, Privatsphäre und Komfortansprüche muss er schnell ablegen und getraut sich am Schluss sogar bei einem Nudisten aufs Sofa – doch dazu später. Die Suche nach Schlafmöglichkeiten gestaltet sich nicht immer einfach. Oft weiss er nicht, wo er die Nacht verbringen wird und muss notfalls im Auto schlafen. Doch es ist gerade diese Ungewissheit, die ihm den Kick gibt.
Andere Länder, andere Wohnungen
Christoph übernachtet in Hütten, in Wohnwagen, in aufwendig hergerichteten Gästezimmer, auf dem Boden und in Studentendorms. Oft haben die Menschen, die er besuchen darf, selbst nicht viel und teilen, was sie haben, mit einer berührenden Grosszügigkeit.
In den asiatischen Ländern wohnt er oft bei jungen Menschen, die bei ihren Eltern leben. Sie mussten ihre Eltern anfangs von dem Konzept des Couchsurfens überzeugen, doch jetzt sind sie selbst begeistert davon. Ein junger Südkoreaner sagt nach Christophs Besuch: «Ich habe meine Mutter schon lange nicht mehr so viel lachen gehört.» Für Menschen, die wenig Möglichkeiten zum Reisen haben, sind die Sofagäste wie ein Tor zur Welt und eine Chance, ihr Englisch zu verbessern.
Ist Couchsurfen das neue Tinder?
Einige Couchsurfer und Gastgeber stellen aber auch einen vertieften kulturellen Austausch in Absicht. «Einige verwenden die Couchsurfing-App wie Tinder.» So besucht Christopher ein Ehepaar, das sich auf der Couch kennengelernt und unterdessen zwei Kinder hat. Von einer etwas kurzfristigeren Begegnung berichtet ein anderer Gastgeber mit einem Augenzwinkern: «Ein Gast ging fünf Minuten nach Ankunft mit offener Tür duschen und legte sich dann nackt in mein Bett».
Nackte Gastgeber
Und immer wieder landen Reisende in Wohnungen von Nudisten, die meisten geben dies aber in ihrem Profil an. So geht es auch Christoph, als das einzige freie Sofa in New York bei Bob ist.
Christoph geht mit mulmigem Gefühl zu dem Nudisten, doch als dieser ihm mit einer solchen offenen Art die Tür öffnet, legt Christoph dieses so schnell ab wie seine Kleidung. Bob zwingt niemanden nackt zu sein, er habe auch «textile Freunde», doch er freue sich, wenn seine Gäste dem Nudistendasein eine Chance geben. So kochen die beiden nackt Schnitzel und trinken Bier am Nudisten-Strand. Das ist eine so befreiende Erfahrung für Christoph, dass er ganze acht Tage bei dem nackten Mann bleibt – sein längster Aufenthalt überhaupt.
«Die Welt ist besser als ihr Ruf. Es gibt so viele herzliche Menschen, die einem mit beeindruckender Offenheit begegnen. Das gibt Hoffnung!», sagt Christoph nach seiner Reise. Und auch wenn er nicht viel von kitschigen Floskeln halte, endet er doch mit einer: «Im Leben geht es nicht um ein grosses Haus, es geht um ein grosses Herz.»