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Teure Auskunft: «1818» vergoldet Weiterverbinden
Aus Kassensturz vom 14.01.2014.
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Multimedia Teure Auskunft: «1818» vergoldet das Weiterverbinden

Die Nachfrage nach den klassischen Telefon-Auskunftsdiensten sinkt. Darum schrauben diese an den Preisen: Eine simple Frage nach einer Adresse ist schon teuer genug. Doch der Dienst «1818» hat nun eine zusätzliche Einnahmequelle gefunden: Das Weiterverbinden nach der Auskunft.

In der Werbung von 1818 ist der Kunde immer der König. Doch «Kassensturz»-Zuschauerin Eliza Hauri hat eine andere Erfahrung gemacht. Sie lässt sich nach der Auskunft weiter verbinden. Ein toller Service, denkt sie.

Doch erst mit der Telefonrechnung merkt sie: 1818 lässt den Auskunftstarif von 1.99 Fr. pro Minute weiterlaufen! «Die Telefonistin hätte mich auf die Kosten hinweisen müssen, dann hätte ich entscheiden können», kritisiert Hauri.

Bei «Kassensturz» melden sich immer wieder Konsumenten, die in diese Kostenfalle tappen. Vor allem ältere Leute, die den Auskunftsdienst gerne beanspruchen. Das ist kein Zufall. Denn der Auskunftsdienst 1818 hat die den Preis fürs Weiterverbinden letztes Jahr massiv erhöht.

Preiserhöhung bei 1818

Neu kostet die Minute 1.99 Franken während der ganzen Zeit der Verbindung, das heisst auch nach der Weiterverbindung des Kunden an die Zielnummer (vgl. Tabelle Preisvergleich).

1818 begründet die hohen Kosten: «Bei 1818 ist es möglich, den Kunden mit Dienstleistungs-Nummern zu verbinden, wie zum Beispiel der SBB Auskunft. Um die höheren Weiterverbindungskosten auszugleichen, wurde der Tarif angepasst. Andere Anbieter können diesen Mehrwert nicht anbieten.»

Dies betrifft aber längst nicht alle Anrufe, 1818 verbindet auch zu ganz normalen Nummern. Zudem wird im Minutentakt abgerechnet, das heisst: der Anrufer bezahlt auch bei wenigen Gesprächs-Sekunden den vollen Preis der angebrochenen Minute.

Fehlendende Transparenz

1818 schreibt, der Tarif sei klar ersichtlich sowohl im TV-Spot als auch auf der Webseite. Dort jedoch findet er sich erst auf einer Unterseite, rechts unten. Am Telefon informiert eine Stimme ab Band über den Tarif. 1818 findet, diese Information reiche aus: «Jeder Kunde kann entscheiden, ob er gerne weitergeleitet werden möchte oder nicht.»

Problematisch: Die Tarifdurchsage erfolgt erst, nachdem der Kunde der Weiterverbindung bereits zugestimmt hat. Es bleibt ihm also kaum etwas anderes übrig, als am Apparat zu bleiben.

Wer vom Handy aus anruft, erhält immerhin kostenlos die Telefonnummer per SMS zugeschickt. Warum soll 1818 überhaupt am nachfolgenden Gespräch mitverdienen? Die Frage bleibt unbeantwortet.

Swisscom: Weiterverbinden deutlich günstiger

Seit der Liberalisierung der Telefon-Auskunftsdienste im Jahr 2007 – und dem Ende der Auskunft 111 – haben sich in der Schweiz zwei Dienste durchgesetzt: 1818 und die Nummer 1811 von Swisscom.

Das Angebot wird aber immer weniger nachgefragt: «Kostenlose Alternativen zur Telefonauskunft wie die Online-Abfrage werden immer beliebter. Die Folge davon sind sinkende Anrufzahlen», schreibt etwa Swisscom.

Auch Konkurrentin Swisscom lässt ihre Kunden während des privaten Gesprächs zahlen, allerdings zu weniger happigen Preisen. Hier kostet das Gespräch nach der Weiterverbindung 22 Rappen pro Minute. Etwas fairer ist auch die Art der Abrechnung im Sekunden-Takt.

Preisvergleich

1811 (Swisscom)1818
Eintrittskosten + 1. Minute3.803.98
Jede weiter Minute0.221.99
Anruf von 2 Minuten4.025.97
Anruf von 3 Minuten4.247.96
Anruf von 4 Minuten4.469.95
Anruf von 10 Minuten4.6821.89

Zudem spielt es einer Rolle, von wo aus der Kunde anruft. Je nach Telefon-Vertrag können weitere Kosten dazukommen.

Gratis-Verbindung für Behinderte

Für Menschen, die nicht in der Lage sind, eine Nummer selbständig zu wählen und auf eine Auskunft mit Weiterverbindung angewiesen sind, gibt es die Nummer 1145.

Dafür muss man sich anmelden mit einer offiziellen Bescheinigung, wie zum Beispiel einem Arztzeugnis. Es gilt der normale Gesprächstarif abhängig vom jeweiligen Abonnement.

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