Es gibt Theaterabende, bei denen schon nach zehn Minuten klar ist: Daraus wird nichts mehr. Sie dauern dann aber trotzdem noch zwei Stunden.
So gestern Abend am Konzert Theater Bern: Zwei Stunden, die sich in die Länge ziehen, mit Rampentheater der uninspiriertesten Sorte – und mit Schauspielern und Schauspielerinnen, die den Eindruck machen, als wüssten sie gar nicht so recht, worüber sie hier eigentlich reden sollen.
Sie sprechen auch jeden zweiten Namen falsch aus: Althousser, Archilóchos.
Wo bleibt das Interesse?
Manche Romanstoffe bieten sich für eine Bühnenbearbeitung an. «Kraft» von Jonas Lüscher nicht. Jedenfalls nicht, wenn einer so oberflächlich an die Sache herangeht wie hier Zino Wey.
Der Regisseur scheint sich für den Text kaum zu interessieren, jedenfalls nicht für seine allenfalls tiefer liegenden Schichten.
Was sind das für Menschen, die hier auftreten? Statt Figurenzeichnung gibt es in Bern lustige Marilyn-Monroe-Perücken für alle. Statt Arbeit an der Rolle vom Blatt hergesagte Karikaturen. Dazu einen nervös knisternden digitalen Soundtrack.
An der Vorlage kann's nicht liegen
Dabei handelte es sich ja durchaus um einen Stoff, der neugierig machen könnte. Auf Figuren, auf Spielweisen, auf eine Lesung, die sich vom Buchpapier löst. Statt dessen verschenken die Berner noch die schönsten Pointen – weil sie sie schlicht nicht aufbauen.
Zu schweigen von der Sprache: Das Reizvolle an Jonas Lüschers Romanen liegt ja nicht zuletzt in seiner fein ironischen, auf sympathische Weise bildungsbürgerlich antiquierten auktorialen Erzählhaltung. An der kostbaren Umständlichkeit seiner gelehrten Exkurse, an seinem wie aus der Zeit gefallenen Esprit, der doch ganz im Heute fusst.
Wie könnte man so was in geeigneter Weise auf die Bühne bringen? Die Frage bleibt nach diesem Abend offen.