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Bühne Leistungsschau des Schweizer Theaters nach Berliner Vorbild

In Winterthur findet im Mai das erste Schweizer Theatertreffen statt. Die Auswahl möchte eine Bestenschau sein und gleichzeitig die Vielfalt des Schweizer Theaterschaffens abbilden. Ein schwieriger Spagat.

Nach dem Vorbild des renommierten Berliner Theatertreffens hat sich eine Jury aus sieben Kulturjournalistinnen 200 Theaterarbeiten angeschaut und dann entschieden: Sieben Produktionen aus drei Landesteilen werden sich im Mai in Winterthur als die besten des Schweizer Theaterjahrs 2013 präsentieren können.

Leistungsschau des Schweizer Theaters

Schweizer Theatertreffen

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Das erste Schweizer Theatertreffen findet vom 22. bis 31. Mai 2014 im Theater Winterthur statt. Neben den Aufführungen der sieben eingeladenen Theaterproduktionen gibt es Podiumsdiskussionen, Workshops und Vorträge.

Eine Bestenschau des Schweizerischen Theaterschaffens erhoffen sich die Veranstalter; das wichtigste Theaterevent des Jahres soll es werden. Eine Leistungsschau, die den Reichtum des Schweizer Theaters zeigt. Ein hehrer Anspruch.

Anders als am renommierten Berliner Theatertreffen, bei dem der Anspruch, die zehn «bemerkenswertesten» deutschsprachigen Stadttheaterproduktionen zu zeigen, jedes Jahr zu vielen Diskussionen über die Qualität aber auch den Zustand des Theaters führt, sind die Produktionen des Schweizer Theatertreffens von vornherein nicht vergleichbar. Zu starr bestimmt das Korsett der kulturpolitischen Auflage, alle Formen und Landesteile zu berücksichtigen, die Auswahl.

Nachvollziehbare Auswahl, wenig Überraschungen

Mit dem Schauspielhaus Zürich («Amphitryon und sein Doppelgänger» von Karin Henkel) und das Theater Basel («Das Weisse vom Ei/Une Ile flottante» von Christoph Marthaler) reisen zwei grosse Stadttheater nach Winterthur, die restlichen Produktionen kommen aus kleineren Häusern oder der freien Szene.

Audio
Dagmar Walser über die Produktionen am Schweizer Theatertreffen
aus Kultur kompakt vom 05.02.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 15 Sekunden.

Aus der Roten Fabrik und der Kaserne Basel sind Michel Schröder («Woher die kleinen Kinder kommen») und Boris Nikitin («Sei nicht du selbst») mit ihren neusten Arbeiten dabei und damit zwei der wichtigen Protagonisten der Deutschschweizer freien Szene.

Aus der Westschweiz sind Massimo Furlan («Giacomo») und Omar Porras («La Dame du la mer») eingeladen, auch sie etablierte Grössen der Szene. Im Tessin ist die Jury im Teatro Foce fündig geworden und lädt Cristina Zamboni mit einem Abend über Marylin Monroe ein.

Vielfalt schadet der Vergleichbarkeit

Diese Auswahl zeigt zweifellos die Vielfalt der Schweizer Theaterlandschaft. Aber es stellt sich die Frage, ob die nationale Bündelung überhaupt Sinn macht in Anbetracht dessen, dass die Szenen dies- und jenseits des Röstigrabens ganz anders funktionieren, und in der freien Szene und an den Stadttheatern immer noch sehr unterschiedlich produziert wird.

Das Theater ist eine lokale Kunstform. Nur die Produktionen der freien Szene werden im Normalfall in unterschiedlichen Städten gezeigt. Dies war vor 51 Jahren auch der Anlass, das Berliner Theatertreffen zu gründen: Berlin war abgeschlossen von den westdeutschen Entwicklungen und das Theatertreffen sollte einmal pro Jahr neue Impulse in die Stadt bringen.

Über die Jahre ist das Berliner Theatertreffen zu einer Institution geworden. Wer es nach Berlin schafft, gehört zum Kanon der etablierten Theaterlandschaft. Das sind wenige und meistens dieselben.

Im Besten Fall: Ein Fest fürs Theater

Was die Auszeichnung, ans Schweizer Theatertreffen eingeladen zu werden, für die Künstler bedeutet, wird sich noch zeigen. Die Chance wäre, dass dort die Produktionen ein neues Publikum erreichen und dazu anregen, über die Formenvielfalt des zeitgenössischen Theaters zu staunen.

Dem Anspruch der Bestenschau sollte man gelassen begegnen – wenn man sich auf ein Fest fürs Theater freuen kann, ist schon viel erreicht.

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