23 Jahre lang war Bruno Ganz im Besitz des Iflland-Rings. Der im Februar verstorbene Schweizer Schauspieler hatte Jens Harzer zu seinem Nachfolger bestimmt, wie Österreichs Kulturminister Gernot Blümel am Freitag mitteilte.
Einem breiten Publikum ist der deutsche Schauspieler spätestens seit seiner Rolle als Arzt in der TV-Serie «Babylon Berlin» bekannt.
Eine vollkommene Wahl
«Ich freue mich von ganzem Herzen für Jens Harzer», sagte die Intendantin des Wiener Burgtheaters Karin Bergmann in einer ersten Reaktion. Sie erinnere sich an Rollen, die Harzer «taumelnd, sich verlierend, wütend und ratlos – ganz eigen, ganz unverwechselbar, ganz Harzer, zutiefst berührend und am Ende triumphal» verkörpert habe.
«Ich wusste, dass Bruno Ganz eine vollkommene Wahl treffen wird, auch wenn ich mir den Iffland-Ring erstmals gut an einer Frauenhand hätte vorstellen können», so Bergmann. Der Iffland-Ring wird voraussichtlich noch vor dem Sommer auf der Bühne des Burgtheaters von Österreichs Kulturminister übergeben.
«Aufregendster junger deutscher Schauspieler»
Erste Schauspielerfahrungen sammelte der heute 47-Jährige unter anderem in der Theater-AG des Gymnasiums am Mosbacher Berg in Wiesbaden. Dort stand er als Josef K. in dem Stück «Der Prozess» nach einem Roman von Franz Kafka und als Leonce in «Leonce und Lena» von Georg Büchner auf der Bühne.
Noch vor Ende seiner Ausbildung in München wurde Harzer Ensemblemitglied bei den dortigen Kammerspielen und galt Mitte der 1990er-Jahre als «aufregendster junger deutscher Schauspieler». Mit 24 Jahren erhielt Harzer den bayerischen Förderpreis für junge Künstler und den Kunstpreis Berlin für Nachwuchsschauspieler. Es folgten zahlreiche Engagements auf den Theaterbühnen und immer mehr Angebote, in Kino- und TV-Filmen mitzuspielen.
Harzers Vorbild war Bruno Ganz
Harzer ist seit 2009 am Thalia Theater in Hamburg. In Österreich stand er unter anderem bei den Salzburger Festspielen 2018 auf der Bühne. Die Kritiker würdigten seinen «eigentümlich traumverlorenen Blick», der an einen «romantischen Grübler» erinnere.
Harzers Vorbild war Bruno Ganz. Bei dessen Beisetzung am Mittwoch in Zürich verlas er die Trauerrede des Dramatikers Botho Strauss. In der Botho-Strauss-Inszenierung «Ithaka» standen Harzer und Ganz gemeinsam auf der Bühne. Ganz als Odysseus, Harzer als sein Sohn.
Der Iffland-Ring wird bisher nur an Männer weitergegeben. Diesen Umstand hatte jüngst das Fachmagazin «Theater heute» kritisiert. Der Preis solle endlich auch für Frauen geöffnet werden, forderte die Redaktion. Für Schauspielerinnen gibt es den weitaus weniger bekannten Alma-Seidler-Ring.
Ganz, der im Februar einer Krebserkrankung erlegen war, hatte den Ring einst vom österreichischen Schauspieler Josef Meinrad (1913-1996) zugesprochen bekommen. Er soll zunächst seinen fast gleichaltrigen Bühnenkollegen Gert Voss als Nachfolger bestimmt haben. Voss starb aber 2014. Zum Kreis der Kandidaten waren auch Schauspieler wie Martin Wuttke, Nicholas Ofczarek, Ulrich Matthes, Klaus Maria Brandauer, Lars Eidinger, Joachim Meyerhoff und Ulrich Tukur gezählt worden.