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Virtuelles Konzert Die Callas ist auferstanden – als Hologramm

Obwohl seit Jahren tot, touren Stars wieder – als Hologramme. Auch Maria Callas ist auferstanden, jedenfalls ein bisschen.

Modernste Digitaltechnik und Laserprojektionen machen’s möglich: «Callas in Concert - The Hologram Tour». Die Konzertreihe erweckt die Operndiva 40 Jahre nach ihrem Tod auf der Bühne wieder zum Leben – als Hologramm. Und das sieht erstaunlich echt aus.

Ich bin fasziniert von der Technik, als das Callas-Hologramm die Bühne des Musical Theaters in Basel betritt. Das projizierte Abbild sieht Callas zum Verwechseln ähnlich . Es bewegt sich wie ihr Original mit übergrossen Divengesten.

Das Callas-Hologramm streckt die Hand sehnsüchtig nach dem Publikum aus oder überkreuzt die Arme innig vor der Brust. Dabei singt sie ihre bekanntesten Arien, schlüpft in die Rollen der Tosca, Lady Macbeth oder Carmen, begleitet von einem realen Orchester.

Technik macht (fast) alles möglich

Die Show versucht das Reale mit dem Virtuellen zu vermischen, mithilfe neuester 3D-Technik und Augmented Reality. Die Details verraten die Macher, die Firma Base Hologram, nicht. Nur so viel: Ein Körperdouble hat Callas' Gesten nach erhaltenen Filmaufnahmen einstudiert. Die Bewegungen des Doubles wurden am Computer mit dem Bild der Callas verschmolzen. Leistungsstarke Laser projizieren diese Callas-Double-Kombi bei der Show auf die Bühne.

Und es funktioniert. Wenn auch nur für zehn Minuten. Dann war’s das mit dem Wow-Effekt, und der Trick wird offensichtlich. Vor dem Orchester entlang der Rampe ist eine dünne Membran gespannt, auf der sich die überbelichtete Projektion nur in einer Ebene bewegen kann, die Bewegungen beginnen sich zu wiederholen.

Maria Callas 1963 im Champs Elysee in Paris.
Legende: Das Original auf der Bühne: Maria Callas 1963 im Champs Elysee in Paris. Keystone / JEAN-JACQUES LEVY

Im Tonstudio wurde die Stimme von Maria Callas aus älteren Studioaufnahmen isoliert. Ein Metronom, teilweise im Saal hörbar, sorgt während der Show dafür, dass das Live-Orchester im Takt mit der Aufnahme bleibt. Callas' Stimme klingt distanziert, metallisch und kommt aus Lautsprechern.

Kein Gespür für Publikum

Dem Publikum ist bewusst, dass das alles nicht echt ist. Aber das Publikum lacht über sich selbst und klatscht einfach noch einmal, wenn das Callas-Hologramm sich einmal zu viel verbeugt, obwohl der Applaus im Saal längst nachgelassen hat. Die Macher spielen mit dieser Problematik, lassen das Hologramm mal in Zeitlupe agieren oder verschwinden.

Sicher werden die Hologramme in den kommenden Jahren perfektioniert, vielleicht können sie dann beim Beifall live gesteuert werden. Das «echte» Konzerterlebnis werden sie nicht ersetzen.

Musiker kommunizieren untereinander, reagieren auf das Publikum und den Dirigenten oder lassen Dinge spontan passieren. Das ist das Wunder der Musik und des einzigartigen Konzerterlebnisses. Technik hin oder her, all das kann ein Hologramm nicht bieten.

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