Was tut man nicht alles, um Stars wie Robert Pattinson oder Mia Wasikowska nach Berlin zu locken. Die Programmierung dieses Films im Wettbewerb der Berlinale ist nun allerdings dermassen durchsichtig, dass man schon fast wieder von Chuzpe reden kann.
Ulkiger als ulkig
Fast fünfzig Jahre nachdem Filme wie «Il mio nome e nessuno» (Mein Name ist Nobody) und die dritte Welle der Euro-Western das US-Pioniergenre vom Alk auf den Ulk gebracht haben, kommen die Zellner-Brüder mit «Damsel» und parodieren nach.
Rechtschaffen im Anspruch, prächtig im Setting, gut ausgestattet mit Verkaufswerten wie Pattinson und Wasikowska. Aber Abgründe entfernt von den Coens oder auch nur schon Tarantino, dem sie zumindest bei den Dialogen nachzueifern scheinen.
Es fängt ganz gut an ...
Western-Klassiker wie John Fords «The Searchers» oder «The Professionals» von Richard Brooks geben das Motiv vor, den besessenen Mann auf der Suche nach einer entführten Frau.
Bei den Zellners lässt sich das erst mal ganz gut an. Als Prolog bekommen wir eine kleine Hommage an Sergio Leones «C’era una volta il West» (Spiel mir das Lied vom Tod).
Am Rande des Goblin Valleys in Utah warten zwei Männer auf die Postkutsche, in einer Art Tramhäuschen aus rohen Balken. Der eine will im Westen einen Neubeginn. Der andere, ein Priester, will weg Richtung Osten. Das ist vielversprechend lakonisch, absurd und als Parodie ganz gut gelungen.
Ein geschniegelter Pattinson
Dann aber kommt Robert Pattinson ins Spiel, westerngeschniegelt und mit Goldzahn, mit einem Zwergpferd als Brautgeschenk und wild entschlossen, seine Penelope zurückzuholen, die ein Widersacher in die Wildnis entführt hat.
Dazu heuert er gleich noch den falschen Priester vom Prolog an, um – wie wir und er erst später erfahren – gleich vor Ort nach der Rettung der Schönen auch die Trauung zu vollziehen.
Gezielt komisch
Das liest sich ganz gut als Treatment. Eine Mini-Posse aus zwei Männern, einem Geck und einem Feigling. Leider walzen die Zellners aber nicht nur ihren Basis-Einfall reichlich lang und dünn aus.
Sie bestehen auch darauf, immer wieder lange Diaologpassagen durchzuexerzieren, die gezielt absurd und komisch sein möchten.
Wasikowska kann den Film nicht retten
Aber für diese Art von Humor muss man erstens schreiben können wie Tarantino oder die Coen Brothers. Und zweitens braucht man Schauspieler, welche den Quatsch aufsagen können und dabei etwas anderes spielen. Was die Zellners dafür haben, sind Robert Pattinson. Und David Zellner himself. Also so gut wie nichts.
Da hilft es dann auch gar nicht mehr, dass sich die entführte «Damsel in Distress» als ausgesprochen selbstbestimmte und wehrhafte Frau herausstellt, die aus freien Stücken mit ihrem Lover in die Wildnis gezogen ist.
Denn Mia Wasikowska ist gehalten, ihre Penelope «straight» zu spielen. Das gelingt ihr recht gut, hilft aber dem Film überhaupt nicht – im Gegenteil. Spätestens wenn sie mit einer verbogenen Winchester sozusagen um die Ecke schiessen muss, ist die Glaubwürdigkeit auch dieser Figur erledigt.
90 Minuten zu lang
Damsel ist fast zwei Stunden lang und beginnt schon nach dreissig Minuten zu langweilen. Danach häufen sich die «What the Fuck»-Momente und die werden auch nicht mehr aufgewogen durch einzelne für sich genommen durchaus gelungene Sequenzen und die landschaftliche Schönheit des Settings.
Der Film hat ein Drehbuch, das sich ausnimmt, als hätten Jimmy Kimmels Gagschreiber sich eine Serie von Sketches ausgedacht oder Material für Seth Meyers Genre-Parodien angehäuft. Das fällt permanent auseinander.
Diesen Mix einer Berlinale Jury vorzusetzen ist eine Frechheit. Und eine Zumutung für alle anderen im Wettbewerb vertretenen Filmemacherinnen.