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Film & Serien Carlos Leal über den «Bestatter»: «Ich bin da, um aufzumischen»

Carlos Leal sieht nicht nur gut aus, er kann auch noch spielen. Cool, reduziert. Der Mann hat Charisma. Im zweiten Teil des SRF-Interviews erzählt der ehemalige Rapper, was er an der Schauspielerei liebt und wie er als Pedro Lambert den «Bestatter» aufmischt.

Als Bub in Renens arbeiteten Sie einmal beim Metzger, um sich ein Velo kaufen zu können. Haben solche Erfahrungen Sie geprägt für das Business mit der Rapgruppe Sens Unik?

Sendungshinweis

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Legende: SRF/Sava Hlavacek

Ab dem 7. Januar ist Carlos Leal in den neuen Folgen von «Der Bestatter» an der Seite von Mike Müller und Barbara Terpoorten zu sehen. Die sechs Folgen der zweiten Staffel werden jeweils dienstags um 20.05 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.

Sens Unik ist nie angetreten mit dem Anspruch, ein Business zu werden! Am Anfang stand echte Leidenschaft, und genau deswegen konnte es später ein Business werden, denke ich. Als wir plötzlich von dem Geld leben konnten, fielen wir erst fast vom Stuhl. Unglaublich, mit Musik! Dann musste man auf einmal Verträge lesen lernen, eine gute Schule. Aber man darf nicht zu viel Zeit damit verbringen, du vergisst schnell, warum du das alles machst. Wenn das Geld mal läuft, läuft die Kunst auch wie von alleine, und das ist «very bad».

Auch von alleine lief Ihre Rolle weiter als eine Art Pressesprecher der Migrantenkinder...

Oh ja. Schwierig fand ich, immer auf die selben zwei Dinge reduziert zu werden: Der Einwanderersohn, der rappt. Das wurde enorm ermüdend. Hinzu kam, dass es auch im Rap sehr engstirnige Fraktionen gab und noch gibt, wobei uns bei Sens Unik immer mehr an Mischformen gelegen war als an stilistischer Sektiererei. Ich musste da dringend weg. Und habe den Beruf gewechselt. So spielte ich plötzlich ich in einem Theaterstück von Pedro Almodovar, dem spanischen Filmer. Hatte lange Haare und sang Elvis. Endlich mal was wirklich anderes!

Die Schauspielerei als einzige Kostümparty? Klingt nach einem tollen Job...

Nun ja, die Arbeit steckt in der Vorbereitung. Da ist der Job in der Tat toll. Du musst auf einmal alle möglichen Figuren in dir finden. Wo ist der Banker, der Schwule, der Mörder in dir drin?

Oder der schwule Banker, der mordet!

Genau, da kann man total rumspinnen. Und muss dabei genau arbeiten. Denn sobald du auf dem Set stehst, ist für den Schauspieler alles vorbei. Da wird es extrem technisch, du spielst fünf Szenen am Tag. Da bleibt keine Zeit für für Kunstfragen.

1999 benutzten Sie bei Sens Unik eine Harmonie, die wie ein Sample aus dem James-Bond-Thema klingt: «La Fin d'un millénaire». Sieben Jahre später spielten Sie selbst in einem Bond Film. Haben die Produzenten je von diesem Song gehört?

Ach, eigentlich ist es gar nicht Bondmusik...

Naja, das hat doch jeder für das Bondthema gehalten, oder?

Wahrscheinlich. Jedenfalls habe ich das niemandem von der Bond-Produktion extra vorgespielt… (lacht). Es gibt aber eine andere Geschichte. 1994 haben Sens Unik ein Lied geschrieben, das wirklich «007» hiess. Ich war James Bond, der Refrain ging: «Ding Dong, sonne la cloche du Big Ben. Zero, Zero, Seven…». Wir haben das nie auf ein Album genommen, ich weiss gar nicht, das Stück ist verschwunden. Für das Lied habe ich mir tatsächlich alle Bondfilme angeschaut.

Die Vorbereitung hat sich dann doch gelohnt...

Video
Die Stationen des Carlos Leal, aus: «Kulturplatz» vom 28.4.2010
Aus Kultur Extras vom 06.01.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 16 Sekunden.

Also das war ja eine ganz kleine Rolle, der Croupier in «Casino Royale». Lustig war, als die Produzentin Barbara Broccoli und der Regisseur Martin Campbell den Film in der Schweiz vorgestellt haben. Einige Journalisten sagten sofort Dinge wie «Carlos Leal spielt in Ihrem Film, wie war das mit ihm?» Und Regisseur Campbell erwiderte darauf: «Ja, er spielt mit, in einer winzigen Rolle. Warum fragen Sie das?» Er hatte keine Ahnung, dass ich Schweizer bin. In der Premierennacht kam er mit grossen Augen zu mir und sagte: «Unglaublich, die kennen dich alle hier!»

Der Bundespolizist Pedro Lambert in der zweiten Staffel von «Der Bestatter» ist dagegen vielleicht Ihr erster richtiger Schweizer. Ein Welscher, wie ihn die Deutschschweizer manchmal träumen: etwas schneller, etwas entspannter, etwas weltläufiger.

Zur Person

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Legende: SRF/Sava Hlavacek

Carlos Leal wurde 1969 in Lausanne als Sohn spanischer Einwanderer geboren. Nach Erfolgen als Rapper mit Sens Unik hatte er 2005 seine erste Filmrolle, 2006 folgte ein Auftritt im Bond-Film «Casino Royale». Er lebte in Paris und Madrid, wo er ein Serienstar wurde. Heute wohnt er mit seiner Familie in Los Angeles.

Ja, das stimmt. Wichtig in so einer Serie ist, wenn du später reinkommst: deinen Platz zu kennen. Du musst wissen, wie du zu den anderen Figuren zu stehen hast, die es alle schon länger gibt. Es geht um Kontrast. Als ich das Drehbuch las, habe ich Pedro Lambert nicht so gesehen, wie ich ihn jetzt spiele, also als schnittigen Machertypen. Als ich die ersten vier Folgen der Serie dann aber im Bild gesehen habe, wurde mir die Figur sofort klarer.

Lambert muss die Langsamkeit etwas aufmischen, das ist seine dramaturgische Aufgabe. Er kommt mit einer anderen Geschwindigkeit in die Serie. Das ist allerdings eher ein französisches Klischee. Gehen Sie mal ins Waadtland, langsamer geht es nicht!

Wird Pedro Lambert in der dritten Staffel von «Der Bestatter» wieder mit von der Partie sein?

Eher nicht. Ich bin stolz, in die Schweiz zurückgekehrt zu sein und bei einem sehr schweizerischen Projekt mitgemacht zu haben. Gleichzeitig bin ich aber auch dabei, im Ausland andere Dinge auszuprobieren... Wer weiss, wenn es gut läuft, wer weiss. Aber Pedro Lambert ist doch einer, der wieder gehen muss. Der kann gar nicht wieder kommen.

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