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Filmschatz: Terence Fishers Dracula
Aus Kultur Extras vom 18.06.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 17 Sekunden.
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Film & Serien Dracula ist nicht totzukriegen

Er brachte Dracula gross raus: auf der Kinoleinwand mit dem 2-Meter-Mann Christopher Lee als Vampirfürst. Der britische Regisseur Terence Fisher. 35 Jahre nach Fishers Tod wirkt sein Vampir-Klassiker etwas verstaubt, aber – gottbewahre – nicht blutleer.

Schon 1931 hat das Kino-Publikum einen Dracula gesehen: in Schwarz-Weiss, mit Bela Lugosi in der Hauptrolle und zahlreichen Hypnose-Opfern.

Terence Fishers «Dracula» ist 1958 trotzdem ein Schock: moralisch und ästhetisch. Die Zuschauer müssen sich Bisswunden und blutverschmierte Münder in Nahaufnahme anschauen – in schönstem Technicolor-Rot. Ein Skandal – aber auch ein Erfolg.

Tricks sorgen für Grusel-Stimmung

Vor allem filmisch kommt der Film gut an. Fisher schafft nicht nur durch die Kulisse eine unvergleichliche Grusel-Stimmung, sondern auch durch akustische Tricks. So ist sind bei der Verfolgungsjagd von Van Helsing und Dracula nur die Schritte des Vampirjägers zu hören, nicht aber die Draculas.

Aus heutiger Sicht mehr Trash als Schock sind die Filmtricks: Im Sonnenlicht geht dem Vampir die Luft aus, die Körperhülle fällt zusammen und wird zu Staub.

Blutsauger vs. Vernunftsmensch

Zwischen 1958 und 1966 dreht Terence Fisher zwei weitere Dracula-Filme: «The Brides of Dracula» (1960) und «Dracula: Prince of Darkness» (1966). In den beiden Folge-Filmen weicht der Mythos zunehmend fliessenden Blut und sexuellen Anspielungen: Die Dekolletés sind tiefer, die Bisse inniger.

Im Dracula-Klassiker von 1958 ist die Figurenkonstellation noch komplexer. Mit Dracula und dem Vampirjäger Van Helsing treffen zwei Welten aufeinander: das Schattenreich und das des wissenschaftsgläubigen Vernunftmenschen. Während der Vampirfürst Blut saugt, spricht Van Helsing seine Forschungsergebnisse auf Band, vergleicht Vampire mit Rauschgift und hilft durch Bluttransfusionen.

Von Transsylvanien nach Deutschland verlegt

Fishers Erfolgsgeschichte ist nicht seine Idee, sie basiert auf dem Roman von Bram Stoker aus dem Jahr 1897 – genauso wie auch die Verfilmung mit Bela Lugosi.

Fisher weicht, freiwillig und unfreiwillig, an einigen Stellen von der literarischen Vorlage ab. Im Unterschied zum Roman stirbt Vampirjäger Harker in der Verfilmung. Zudem verlegt Fisher die Handlung von Transsylvanien an die deutsch-rumänische Grenze. (So ist in einem Gasthaus auf einem Schild auch das deutsche Wort «Rotwein» zu lesen.)

In Stokers Roman findet eine Schifffahrt von Transsylvanien nach England statt. Fisher musste die weglassen. Sein Budget von 82‘000 Pfund reichte nicht aus für so einen aufwändigen Dreh.

Ende gut, alles gut

Aber auch nach einer Kutsch-, statt Schifffahrt findet der Film «Dracula» ein gutes Ende. So würdig, dass die Menschen – einmal Blut geleckt – auch zu Fishers Folge-Filmen immer wieder in die Kinos strömen. Das zehn Jahre lang.

Dann ist Ära des Hammer-Schreckens vorbei. Dracula lebt aber in unzähligen Verfilmungen weiter und mit ihm immer auch ein Hauch von 1958.

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