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Film & Serien Ein fantastisches Schweizer Schauermärchen

«Death For A Unicorn» heisst der einzige Schweizer Film, der dieses Jahr in Venedig im Wettbewerb über die Leinwand flackert. Darin erzählen die beiden Tessiner Riccardo Bernasconi und Francesca Reverdito von der Freundschaft eines Jungen zu einem Geistermädchen. Mit der Stimme von Tilda Swinton.

Sie lieben fantastische Themen und fühlen sich im Fantasy-Genre Zuhause: der Tessiner Riccardo Bernasconi und die gebürtige Italienerin Francesca Reverdito. Vielleicht liegt es daran, dass sie in einem winzigen Tessiner Bergtal leben, dort, wo es noch Gespenstersagen und Gruselgeschichten gibt.

Auch «Death For a Unicorn» ist eine solche. Geschrieben hat sie Francesca Reverdito selber. Auf englisch und in gedrechselten Versen erzählt sie die Geschichte eines Jungen, der bei seiner bösen Tante lebt und jeden Tag den Grabstein seines Onkels polieren muss. Auf dem Friedhof trifft er das Geistermädchen Myrtle, das nur erlöst werden kann, indem es ein Einhorn sieht. Der Junge beschliesst ihr zu helfen, auch wenn er dabei seine einzige Freundin verliert.

Sich wie echte Stars fühlen

Während des Filmfestivals fühlen sich die beiden jungen Filmemacher ganz gross: Es sei ganz wunderbar mit ihrem Film nach Venedig eingeladen zu sein, erzählen sie. Als man sie mit dem Boot abgeholt habe, hätten sie sich wie echte Stars gefühlt, so Francesca Reverdita lachend. Recht so, schliesslich haben die beiden den einzigen Schweizer Film im Wettbewerb. Nur in der Reihe «Venezia Classici» läuft noch «Il bacio di Tosca» des Schweizers Daniel Schmid aus dem Jahr 1984.

Tilda Swinton als Erzählerin

Der Film ist zwar Schweizer, Tessiner, aber die Erzählsprache ist Englisch. Warum? Sie habe fast ihre ganze Kindheit und Jugend im englischsprachigen Raum verbracht, erzählt Francesca Reverdita. Und so habe sie diese Geschichte, dieses Gruselgedicht, in ihrer Lieblingssprache geschrieben. Erzählt wird sie aus dem Off von Tilda Swinton.

Francesca Reverdita kennt die Schauspielerin von einem Filmprojekt, bei dem sie als Maskenbildnerin gearbeitet hat. Dort hat sie auch die Tochter der britischen Ausnahme-Künstlerin kennengelernt. Für sie sei eigentlich die Rolle des Geistermädchens Myrtle geschrieben, erzählen die beiden. Doch dann habe sich das Projekt verzögert und schliesslich hätten die beiden den Film mit einem anderen Mädchen gedreht. Statt der Tochter habe dann aber die Mutter mitgemacht und dem Film ihre Stimme gegeben.

Grabsteine und Eule aus Karton

Bernasconi und Reverdito treten als Regie-Team auf: Beim Filmen herrsche aber schon Arbeitsteilung, erzählt Bernasconi. Er sei mehr für die technischen Belange zuständig, für Aufnahmen, Kamera, Schnitt. Reverdito dagegen sei der kreative und künstlerische Kopf des Duos. Von ihr stammt nicht nur die Geschichte, ihr ist auch eine zauberhafte Idee für die Ausstattung gekommen: Wie Kulissen-Elemente stehen in echter Landschaft immer wieder Kartons. So sind zum Beispiel die Grabsteine des Friedhofs aufgestellte Pappen, ebenso die Eulen auf den Bäumen und die Rüebli im Garten.

Das verleiht dem Film zusätzlich Märchenhaftigkeit. Die Idee sei aus dem beschränkten Budget entstanden, erzählt die junge Frau. Und fügt lachend hinzu, sie sei ihr eines Nachts gekommen, als sie noch ihren Sohn gestillt habe und viel Zeit zum Nachdenken gehabt habe.

Lust auf Langfilm

Ob das 15-minütige Schauermärchen einen Preis holt oder nicht, ist für die beiden nicht wichtig. In Venedig dabei zu sein, noch dazu im gleichen Jahr und im gleichen Programm wie ihr grosses Idol Hayao Miyazaki, sei schon ein grosser Sieg.

Obwohl die Schweiz nicht unbedingt ein einfaches Pflaster für den fantastischen Film ist, wollen die zwei dem Fantasy-Genre treu bleiben und bald ihren ersten Langfilm in Angriff nehmen. Der kurze aber feine Film «Death For A Unicorn» weckt Lust auf mehr.

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