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Film & Serien Film-Tipp des Tages: «Die Frau, die singt – Incendies»

In ihrem Testament erteilt Nawal Marwan ihren Kindern einen eigenartigen Auftrag. Sie sollen zwei Briefe überbringen, einen an ihren Vater und einen an ihren Bruder. Von einem Bruder haben die Zwillinge noch nie etwas gehört. Und von ihrem Vater dachten sie bis anhin, er sei längst tot.

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Montagnacht um 00:45 Uhr auf SRF 1.

Beim Tod ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal) stellen die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon (Maxim Gaudette) fest, dass diese ihnen in ihrem Testament genaueste Anweisungen erteilt. Mit dem Gesicht nach unten will sie begraben werden, einen Grabstein dürfen ihre Kinder erst errichten, wenn sie zwei Briefe überbracht haben: einen an ihren Vater und einen an ihren Bruder.

Jeanne und Simon waren von Nawal bisher im Glauben gelassen worden, ihr Vater sei tot und von einem Bruder haben sie noch nie etwas gehört. Nawals letzter Wille entzweit die Geschwister. Während sich Simon der Aufforderung seiner Mutter verweigert, macht sich Jeanne sogleich auf in den Nahen Osten, wo Nawal bis kurz nach der Geburt der Zwillinge gelebt hatte.

Leben entgegen den Normen

Irgendwo im Nahen Osten, viele Jahr zuvor: Die junge Nawal lässt sich mit einem Mann ein, ohne verheiratet zu sein, und beschmutzt damit die Ehre ihrer Familie. Ihr Freund wird von ihren Brüdern umgebracht, und als Nawal einen Knaben gebärt, gibt ihn die Familie ins Waisenhaus. Sie schwört, dass sie ihren Sohn eines Tages suchen wird. Jahre später schreibt sie sich in der Haupstadt Daresh an der Universität ein und schliesst sich dem Widerstand gegen die nationalistische Partei an.

Diese Universität ist der allererste Anhaltspunkt von Jeanne, als sie im Heimatland ihrer Mutter ankommt. Ihre Suche erweist sich als zäh, die Kanadierin stösst auf Ablehnung. Doch mittilfe eines alten Fotos ihrer Mutter findet Jeanne heraus, dass Nawal in einem Gefängnis im Süden des Landes gewesen sein musste. Zusammen mit Simon, der inzwischen seine Meinung geändert hat und seiner Schwester bei der Suche nach ihrem Vater helfen will, nähert sich Jeanne immer mehr dem Geheimnis um ihre Mutter an und entdeckt dabei eine grausame Wahrheit.

Mehrschichtige Suche

«Incendies» beginnt mit einer Szene, die den Ton des Filmes bereits bestimmt. Ohne Worte und begleitet von einem Song von Thom Yorke werden mehreren Knaben von Soldaten die Köpfe geschoren. Wir sind mitten im Bürgerkrieg eines ungenannten Landes im Nahen Osten. Am anderen Schauplatz des Filmes, Quebec, ahnen die Zwillinge Jeanne und Simon nicht, dass ihr Leben unweigerlich und enger als gedacht mit diesem Krieg und den Geschehnissen im Heimatland ihrer Mutter verwoben ist.

Regisseur Denis Villeneuve erzählt auf verschiedenen Zeitebenen, ohne dies zu deklarieren. Es reihen sich Bilder, in denen Jeanne ihren Vater sucht und solche, in denen die junge Nawal ihren Sohn sucht, direkt aneinander. Dennoch folgt man der Geschichte mühelos und will, genau wie die Zwillinge, zur Wahrheit vordringen.

Aufstrebendes Regietalent

Villeneuve machte erstmals 1998 mit «Un 32 août sur terre» von sich reden und schaffte zwei Jahre später mit «Maelström» den Durchbruch als Filmemacher. Mit «Incendies» verfilmte der Frankokanadier das Bühnenstück «Verbrennungen» seines Landsmannes Wajdi Mouawad. Der Film wurde 2011 ins Rennen um den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film geschickt, musste aber Susanne Biers «Hævnen» den Vortritt lassen.

2013 hat Denis Villeneuve gleich zwei Filme gedreht, die Thriller «Enemy» und «Prisoners», beide mit seinem Kumpel Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle. Zuletzt war von Villeneuve der Drogenthriller «Sicario» im Kino zu sehen.

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