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Film & Serien Film-Tipp des Tages: «My Brother the Devil»

Um seinem kleinen Bruder ein besseres Leben zu ermöglichen, verleugnet Rashid seine eigene Lebensrealität. Im starken Spielfilmdebüt der jungen Regisseurin Sally El Hosaini, Tochter eines Ägypters und einer Waliserin, geht es um Gang-Kultur, Vorurteile, sexuelle Identität und das Erwachsenwerden.

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Donnerstagnacht um 00:05 Uhr auf SRF 1

Die beiden Brüder Rashid (James Floyd) und Mo (Fady Elsayed) wachsen in einer traditionellen ägyptischen Familie im Londoner Stadtteil Hackney auf. Der 19-jährige Rashid treibt sich mit seiner Gang in den tristen Strassen des Viertels herum und dealt mit Drogen. Er fühlt sich verantwortlich für seine Familie und unterstützt sie mit dem ergaunerten Geld.

Am meisten liegt ihm sein Bruder Mo am Herzen. Er will, dass der 14-Jährige das College besuchen kann. Mo soll sich die Selbstachtung und den Respekt nicht auf der Strasse holen müssen, wie er das tun musste. Dementsprechend ungehalten reagiert Rashid, als er erfährt, dass Mo von den anderen Gangmitgliedern bereits für kleinere Botengänge eingespannt wird. Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern wird auf eine erste harte Probe gestellt.

Kampf mit den Vorurteilen

Als eine rivalisierende Gang einen seiner besten Freunde ersticht, stellt Rashid sein bisheriges Leben in Frage. Die Begegnung mit dem Fotografen Sayyid (Saïd Taghmaoui) eröffnet ihm eine neue Welt. Seine Kumpel misstrauen Sayyid und Rashid will sich von der Gang loszusagen. Mo driftet derweil mehr und mehr ins Kleinkriminellenmilieu ab und begreift die Entscheidung seines Bruders nicht. Als er herausfindet, dass Rashid und Sayyid mehr verbindet als blosse Freundschaft, bricht für ihn eine Welt zusammen.

Zuerst versucht er, seinen Bruder mit einer konspirativen Geschichte über dessen Dschihad-Aktivitäten vor der homophoben Umgebung zu schützen. Doch als die Gang die Wahrheit herausfindet und Rashid erledigen will, muss sich Mo seinen eigenen Vorurteilen stellen, um das Leben seines Bruders zu retten.

Zahlreiche Auszeichnungen

Die junge Filmemacherin und Drehbuchautorin Sally El Hosaina hat bereits an verschiedenen Dokumentarfilmen mitgearbeitet. In ihrem Spielfilmerstling verarbeitet sie Erfahrungen aus dem eigenen Leben: Sally Sie wohnte zehn Jahre in einer Sozialwohnung in Hackney und konnte in ihrer Umgebung die Gang-Kultur und das Verhalten der jungen Männer, die mehrheitlich aus Immigrantenfamilien stammen, beobachten.

Gleichzeitig sind ihr die Probleme, die sich jungen Leuten stellen, die zwischen zwei Kultur aufzuwachsen und nach einer eigenen Identität suchen, auch aus familiären Gründen nicht fremd: Sie hat einen ägyptischen Vater und eine walisische Mutter und ist als Muslima in Grossbritannien aufgewachsen. In «My Brother the Devil» hat sie diese Erfahrungen sehr authentisch und inszenatorisch dicht verarbeitet und wurde dafür mit zahlreichen Auszeichnungen belohnt.

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