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Kyle Cooper: Meister des Vorspanns
Aus Kultur Extras vom 08.08.2018.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 40 Sekunden.
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71. Locarno Festival Dieser Mann bestimmt, wie in Hollywood die Filme anfangen

Kyle Cooper ist eine Vorspann-Ikone. Über 350 Vorspänne hat der US-amerikanische Designer gestaltet – unter anderem für «Mission: Impossible», «Dawn of the Dead», «Spider-Man» aber auch für TV-Serien wie «The Walking Dead».

Am Festival Locarno verrät er, was Vorspänne spannend macht – und warum er lieber analog arbeitet als in 3D.

Kyle Cooper

Kyle Cooper

Grafikdesigner

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Kyle Cooper (geboren 1962 in Salem, Massachusetts) studierte Grafikdesign in Yale. Er war zuerst als Regisseur von Werbespots bekannt, bevor er sich dem Design vor Vorspännen widmete. Mit dem Vorspann zu «Se7en» feierte er 1995 seinen ersten grossen Erfolg. In Locarno wurde er mit dem Vision Award ausgezeichnet, einem Preis für kreative Arbeit, die den Film verändert hat.

SRF: Was macht einen guten Vorspann aus?

Kyle Cooper: Eine guter Vorspann ist es dann, wenn du als Zuschauer im Kino sitzt, die Lichter ausgehen und du nirgendwo sonst sein willst als in diesem Saal. Du hast nur einen Wunsch: Du willst den Film sehen – und zwar jetzt!

Und: Der Vorspann muss schön gemacht sein, alle Namen müssen erwähnt sein und er muss den Zuschauer berühren, fesseln.

Ich sah Vorspänne als Hintertür zur Filmindustrie. Aber ich blieb in der Hintertür stecken.

Mit dem Vorspann zu «Se7en» feierten Sie Ihren ersten grossen Erfolg. Die New York Times schrieb damals, der Vorspann sei eine der wichtigsten Design-Innovationen der 1990er-Jahre. Warum die Begeisterung?

Viele Filmproduzenten hatten vergessen, dass ein Vorspann wichtig ist für einen Film. Die Devise war oft: In Vorspänne fliesst kein Geld. Es wurden Vorspänne im Stil von «Woody Allen»-Filmen gemacht – schwarz-weiss, simpel.

«Se7en» erinnerte mit daran: Eine guter Vorspann kann ein wichtiger Teil eines Film seins. Er kann einen Film besser machen. Er kann die erste Szene eines Films sein.

«Se7en» inspirierte viele junge Leute dazu, Motion Designer zu werden. Damals wurde die dazugehörige Software auch für jeden zugänglich. Es war also auch gutes Timing!

Cooper steht vor einer Leinwand, auf der ein nicht genau erkennbares, blaues Bild zu sehen ist.
Legende: 350 Vorspänne hat Kyle Cooper im Laufe seiner Karriere gestaltet. Locarno Festival/Marin Mikelin

Was hat Sie dazu bewegt, Vorspänne zu machen?

In meiner Kindheit hatte ich es nicht immer leicht. Ich habe deshalb oft gezeichnet. Denn beim Zeichnen hatte ich die Kontrolle über das, was vor sich ging.

Ich zeichnete vor allem Monster. Da kam der Wunsch auf, Maskenbildner oder Filmregisseur zu werden. Doch da, wo ich aufwuchs, wurde das nicht unterstützt. Man sagte mir: Such dir einen richtigen Job!

Ich machte dann doch ein Grafikdesign-Praktikum. Während dieses Praktikums zeigte mir jemand eine Kassette mit den Vorspännen zu «Altered States» und «The Dead Zone».

Ich war begeistert – und es wurde mir bewusst: Beim Vorspann kommen Grafik-Design und das Filmemachen zusammen. Ich dachte: Wenn ich Vorspänne mache, kann ich später vielleicht Filmregisseur werden. Ich sah Vorspänne als Hintertür. Ich blieb in der Hintertür stecken (lacht).

Ich mag es, wenn etwas schiefläuft.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen Vorspann machen?

Es ist jedes Mal ein bisschen anders. Manchmal muss ich schon mit der Arbeit beginnen, schon bevor der Film geschnitten ist, manchmal sogar, bevor der Film gedreht wurde. Dann lese ich das Skript. Immer und immer wieder.

Ich streiche dann Wörter an, die bei mir etwas Visuelles auslösen. Dann entstehen oft Ideen zum Vorspann.

Mann mit kleiner goldener Leopardenstatuette vor Publikum. Im Scheinwerferlicht ist Regen zu erkennen.
Legende: Bei strömendem Regen nahm Kyle Cooper auf der Piazza Grande seinen "Vision Award" entgegen. Locarno Festival/Samuel Golay

Sie arbeiten digital, aber auch analog. Was mögen Sie lieber?

Heutzutage heisst es oft: Um innovativ zu sein, muss der Vorspann in 3D sein. Ich will nicht altmodisch wirken, denn ich mag die digitale Arbeit. Aber bei der analogen Arbeit geht alles viel schneller: Du drehst, schneidest – und fertig!

Zudem mag ich das Menschliche an der analogen Arbeit. Ich liebe es zu drehen, Ich mag es, wenn etwas schiefläuft. Dann wird manchmal der Vorspann erst gut.

Ein Blick in die Zukunft: Wie geht’s weiter mit den Vorspännen?

Vorspännen wird gerade sehr viel Beachtung geschenkt – besonders den Vorspännen von TV-Serien. Viele Designer wollen Serien-Vorspänne gestalten, es gibt viel Konkurrenz.

Wir befinden uns also schon jetzt in der Zukunft des Vorspanns: Denn der Vorspann wird wieder geschätzt.

Man muss nicht bei jedem Vorspann die neuste Technologie anwenden.

Und wie geht es technisch weiter?

Ich weiss nicht, welche Rolle die Technologie in Zukunft spielen wird, welche Technologien genau kommen werden.

Ich bin aber überzeugt: Man muss nicht bei jedem Vorspann die neuste Technologie anwenden. Der Vorspann muss einfach gut sein. Er muss zeitloses Design zeigen, das dem Film dient.

Das Gespräch führte Danja Nüesch.

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