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Filmfestival Locarno «Man darf keine Angst haben, zu radikal oder schwierig zu sein»

Besucherzahlen? Hypes? Prominente Namen? Das alles interessiert ihn nicht: Roberto Turigliatto leitet am Filmfestival Locarno die Sam Peckinpah-Retrospektive. Er selbst bezeichnet sie als «das Geheimnis» von Locarno – als etwas, was das Festival von Cannes oder Venedig unterscheidet.

Was muss eine Retrospektive leisten?

Roberto Turigliatto: Die Retrospektive soll ein Raum sein, der komplett offen ist – und der ausserhalb der aufgeregten medialen Tagesaktualität eines Festivals stattfindet. Kurz: ein geschützter Raum.

Läuft man da nicht Gefahr, am Publikum vorbei zu programmieren?

Zur Person

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Vor drei Jahren übernahm der italienische Filmkritiker Roberto Turigliatto die Leitung der Retrospektive vom heutigen Festivalleiter Carlo Chatrian. Turigliatto betreute die Retrospektiven zu George Cukor (2013), zur italienischen Produktionsfirma Titanus (2014) und aktuell zu Sam Peckinpah.

Man darf keine Angst haben, zu radikal oder zu schwierig zu sein – eine Nachfrage gibt es immer. Man hätte auch einen unbekannteren Filmemacher als Sam Peckinpah wählen können. Ich bin sicher: Auch das würde funktionieren.

Warum Peckinpah?

Er hat in der US-Filmgeschichte einen einzigartigen Platz, da er sich jeglichen Kategorien entzieht. Darum ist es interessant, sein Werk als Ganzes zu betrachten. Und er hatte grossen Einfluss auf die nächste Generation, auf David Lynch etwa oder Quentin Tarantino.

Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?

Wir begannen vor zehn Monaten: die Qualität der Filmkopien prüfen, Rechte klären. Und wenn, wie bei Peckinpahs Erstling, nicht mal eine Kopie vorhanden ist, braucht es viel Koordinationsarbeit. Die fertige Retrospektive ist dann gewissermassen das Geheimnis von Locarno. Es gibt dem Festival eine Identität, im Unterschied zu Cannes oder Venedig.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 7.9.2015, 8.15 Uhr.

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