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Film & Serien Golshifteh Farahani – ein Stern am iranischen Kinohimmel

Sie hat eine Aura, der man sich kaum entziehen kann: Mit ihrer Schönheit verzaubert Golshifteh Farahani das Kinopublikum weltweit. Sie spielt oft Frauen aus dem Orient, die sich im Leben durchschlagen müssen. Das kommt nicht von ungefähr – ihr Leben und ihre Rollen sind eng miteinander verbunden.

Golshifteh Farahani ist der leuchtende Stern am iranischen Kinohimmel, die vielversprechendste iranische Schauspielerin ihrer Generation. Sie hat schon mit Oscar-Preisträger Asghar Farhadi gedreht und neben Leonardo DiCaprio gespielt. Egal ob in Cannes, Venedig oder Berlin – ihre Filme wurden schon auf allen grossen Festivals gezeigt.

Breite Palette an Emotionen

Eine Frau mit dunklem Kopftuch blickt zur Seite.
Legende: Golshifteh Farahani in «About Elly». DreamLab Films

Manche kennen die Schauspielerin aus der Verfilmung des Comicromans «Poulet aux prunes». Dort verzaubert sie das Publikum als wunderschöne Jugendliebe des Hauptdarstellers. Im Drama «About Elly» überzeugt sie mit einer breiten Palette an Emotionen: Als Verkupplerin ihres Kindermädchens, das plötzlich spurlos verschwindet, fühlt sie sich für dessen Schicksal mitverantwortlich. Der Film war Asghar Farhadis internationaler Durchbruch. Für «About Elly» gewann der Regisseur in Berlin einen Silbernen Bären, ein paar Jahre später folgte der Oscar für «A Separation».

Als eine der wenigen iranischen Schauspielerinnen konnte Farahani in einer Hollywood-Produktion mitwirken. Im CIA-Thriller «Body of Lies» (2008) behauptet sie sich neben Superstar Leonardo DiCaprio. Obwohl sie dort nur eine Nebenrolle spielt – eine Krankenschwester, in die sich DiCaprio verliebt – wird dieser Film ihr Leben verändern.

Grosse «Erfahrung an Gefühlen»

Golshifteh Farahani wurde im Juli 1983, in der Zeit des Iran-Irak-Kriegs geboren. Viele ihrer Kindheitserinnerungen seien an Krieg geknüpft, sagt sie. Vor diesem Hintergrund versteht man das Spektrum der Emotionen, die ihr schönes Gesicht hervorbringen kann.

Audio
Filmkritik von Michael Sennhauser zu «The Patience Stone»
aus Kultur kompakt vom 05.06.2013.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 10 Sekunden.

In ihrem aktuellen Film «The Patience Stone» («Stein der Geduld») spielt sie eine Frau in Kabul, die ihr eigenes Leben riskiert, um sich um ihren verletzten Ehemann zu kümmern. Erst auf den zweiten Blick begreift man die Pflege des Gatten als eigene Überlebensstrategie.

Besetzt für die Rolle in «Patience Stone» hat sie Atiq Rahimi. Der französische Autor afghanischer Herkunft hat seinen preisgekrönten Roman «Syngue Sabour» selber Verfilmt. Golshifteh Farahani erscheint ihm als ein Glücksgriff: «Die Arbeit eines Autors besteht darin, Worte zu finden, die Gefühle beschreiben», sagt Regisseur Rahimi. «Die Arbeit einer Schauspielerin besteht darin, Gefühle zu finden. Bei den Autoren erfordert es eine Erfahrung an Worten und bei einer Schauspielerin an Erfahrung an Gefühlen.»

Video
Atiq Rahimi: «Gefühle erfordern Erfahrung»
Aus Kultur Extras vom 06.06.2013.
abspielen. Laufzeit 40 Sekunden.

Von der Musik zur Schauspielerei

Die schöne Farahani stammt aus einer Schauspielerfamilie. Bereits als Fünfjährige nimmt sie Klavierunterricht, mit 14 schafft sie die Aufnahmeprüfung ans Konservatorium. Doch dann kommt ihr die Hauptrolle im iranischen Film «The Pear Tree» dazwischen. Daraufhin entscheidet sich für die Schauspielerei. Für diese Rolle wird sie mit dem Schauspielpreis des internationalen Filmfestivals in Teheran ausgezeichnet. Die Musik spielt in ihrem Leben aber immer noch eine wichtige Rolle. Lange war sei Teil einer Rockgruppe im Iran, und nach wie vor ist Musik für sie das Mittel zum Abschalten.

Drangsaliert und vor Gericht gezerrt

Der Krieg in Kinderjahren, das Leben in einem totalitären System – die 29Jährige ist vom Leben geprägt. Doch die Entscheidung, ihrer Heimat den Rücken zu kehren, ist aber wohl der schwierigste Moment ihres Lebens.

Zu dieser Entscheidung kam es nach ihrem Engagement zu «Body of Lies»: Nach den Dreharbeiten wird Golshifteh Farahani sieben Monate lang von den iranischen Behörden drangsaliert. Ihr wird der Pass entzogen, sie wird immer und immer wieder verhört. Bis vor Gericht wird sie gezerrt, wo die Anschuldigung schliesslich heisst, das Ansehen des Landes im Ausland beschmutzt zu haben. «So etwas hätte ich nie getan», sagt Farahani. Als der Albtraum vorbei ist, beschliesst sie zu gehen. Für immer.

Das Exil als Kraftquelle

Mittlerweile lebt sie in Paris. Der Preis, den sie dafür bezahlt sich selber sein zu dürfen, sei hoch, sagt sie. Sie vermisse ihre Heimat. Trotzdem fühle sie sich dort wohl, versuche Kraft aus der Situation zu schöpfen. Die wird sie brauchen, denn sie wird wohl noch des Öfteren starke Frauen aus dem Orient darstellen, die ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Auf die nächste Begegnung mit ihr auf der Leinwand freuen wir uns jetzt schon.

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