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Filmkritik: «47 Ronin»
Aus Kultur Extras vom 30.01.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 21 Sekunden.
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Film & Serien Herr der Ringe mit herrenlosen Samurai in «47 Ronin»

Die Geschichte der 47 herrenlosen Samurai kennt in Japan jedes Kind. Jetzt sollen dank Keanu Reeves und einer geballten Ladung Action auch Westler auf den Geschmack kommen. Der Film glänzt mit herrvorragenden Kampfszenen, ist fantasievoll und spannend. Floppte aber in den USA und in Japan trotzdem.

Japan im 18. Jahrhundert: Kai (Keanu Reeves) ist ein Halb-Japaner, der bei einem Fürsten aufwächst. Doch in einem Land, das Fremden gegenüber mehr als skeptisch ist, ist Kais Leben kein Zuckerschlecken. Als der Fürst beim Shogun in Ungnade fällt und zum Selbstmord gezwungen wird, bricht für dessen ganze Entourage eine Welt zusammen. Die Samurai-Krieger des Fürsten sind fortan herrenlos, also «Ronin», und werden verbannt. Unter der Führung von Oishi (Hiroyuki Sanada) formieren sie sich zu einer Kampftruppe. Ihr Ziel: Rache verüben. Dazu brauchen sie Kais Hilfe. Er wurde im Dämonen-Kampf ausgebildet. Und so ziehen sie los, als die 47 Ronin.

Historisch verbürgte Legende

Gräber der 47 Krieger im Sengaku-ji-Tempel in Tokyo.
Legende: Gräber der 47 Krieger im Sengaku-ji-Tempel in Tokyo. Stéfan Le Dû/Wikimedia

Die 47 Ronin gab es wirklich. Schon kurz nach den Geschehnissen um das Jahr 1702 herum entstanden Theaterstücke, die die Kunde der edlen Krieger durch das ganze japanische Reich verbreiteten. Künstler wie Hokusai verewigten die Helden in prächtigen Gemälden. Seit über 300 Jahren besuchen die Japaner die letzte Ruhestätte der 47 Krieger im Sengaku-ji, einem kleinen Tempel mitten in Tokio. Jedes Kind kennt die Geschichte, aus der Schule, aus dem Fernsehen, aus dem Kino.

Alles, was mit den 47 Ronin zu tun hat, fällt in Japan unter den Begriff «Chūshingura» (Geschichten über die treuen Vasallen). Die wenigsten Erzählungen halten sich strikt an die wahren Begebenheiten. Viel ist inzwischen hinzugedichtet geworden, wie nun auch beim Keanu-Reeves-Vehikel. Die Macher reichern die Geschichte mit Fabelwesen an, die alle in der japanischen Kultur verankert sind. Da gibt es zum Beispiel die «Tengu», kämpferische Dämonen oder den «Kirin», eine unheimliche Mischung von Hirsch, Ochse und Drache.

Man muss sich an den Kern halten

Ein Monster aus dem Film.
Legende: Kirin: Eine unheimliche Mischung von Hirsch, Ochse und Drache. Universal

Das Ausschmücken von «Chūshingura» (sprich: Tschuu-schin-gura) ist längst Teil der Legende. Einzige Regel: Man muss sich an den Kern der Geschichte halten. Also an Heldentum, Loyalität, Aufopferung. Das sind die hehren Ideale des «Bushidō» (Wegs des Samurai).

Allerdings: Eine ganz schön mutige Entscheidung war es, den Nicht- Japaner Keanu Reeves als Mitglied der 47 Ronin einzuführen. Doch Kritik aus Japan gab es deswegen keine. Wohl auch, weil der Tom-Cruise-Streifen «The Last Samurai» aus dem Jahr 2003 in Japan sehr beliebt war.

In den USA ein Riesenflop

Trotzdem blieb das Publikum aus. «47 Ronin» hatte das enorme Budget von 175 Millionen Dollar und ist an den amerikanischen sowie japanischen Kinokassen derart gefloppt, dass auch mit dem jetzigen weltweiten Filmstart wenig Hoffnung auf Profit besteht. Das ist schade um einen guten Action-Streifen. Um «47 Ronin» tut es einem ein bisschen Leid. Denn der Film setzt die Geschichte fantasievoll und spannend um. Er glänzt mit hervorragenden Kampf- und Actionszenen und wimmelt nur so von Stars der derzeitigen japanischen Schauspielriege. Und sogar Keanu Reeves – ein eigentlich ziemlich talentfreier Mime – hält sich in diesem Film ganz gut.

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