Im Sommer 1967 kam es in Detroit zu einer der grössten Rassenunruhen in den USA. Sie dauerten fünf Tage. Ein Kampf zwischen Schwarz und Weiss, gegen Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit. 43 Menschen starben, über 1000 wurden verletzt. Soldaten der Nationalgarde patrouillierten auf den Strassen.
Regisseurin Kathryn Bigelow machte aus den Ereignissen einen starken Spielfilm und hatte dabei die aktuelle Rassismus-Debatte in den Vereinigten Staaten im Kopf. Herausgekommen ist ein packender Protestschrei gegen Ungerechtigkeit und rassistische Polizeigewalt.
Das wichtigste Zitat
Ausgangssperre. Die Strassen sind wie leergefegt. Ein afro-amerikanischer Wachmann hat netterweise Nationalgardisten in der Nacht Kaffee gebracht. «Hast du auch Zucker?», fragt ein weisser Soldat. «Nicht übertreiben, Mann», sagt der Wachmann, um klar zu machen: Ich bin nicht dein Diener.
Die Regisseurin
Mit «Point Break», einem Krimi im Surfermilieu – mit den damals jungen Hollywoodstars Keanu Reeves und Patrick Swayze – gelang Regisseurin Kathryn Bigelow 1991 ein Genre-Film, der im Laufe der Jahre als Kultkino gelabelt wurde.
Seit 2009 beschäftigt sie sich ausschliesslich mit zeitgenössischer, amerikanischer Geschichte. Im Oscar-prämierten «The Hurt Locker» behandelte sie den Irakkrieg. In «Zero Dark Thirty» ging es 2012 um die Jagd auf Taliban-Terrorchef Osama Bin Laden – und jetzt in «Detroit» um das anhaltende Rassismusproblem.
Fakten, die man wissen sollte
Etwas für Liebhaber amerikanischer Kunst ist der Vorspann von «Detroit». Es ist eine Collage aus Gemälden von einem der berühmtesten afro-amerikanischen Maler: Jacob Lawrence (1917-2000). Seine Werke findet man heute in den bekanntesten Museen der USA, unter anderem im Museum of Modern Art in New York.
Die Bilder im Film stammen aus seiner «Migration Series». In dieser Serie thematisierte Lawrence 1941 die Migration der Schwarzen aus den Südstaaten in die Städte des Nordens. Diese Bilder machten ihn über Nacht berühmt.
Das Urteil
Faszinierend – die ungewöhnliche Erzählstruktur. Die Regisseurin beginnt mit einem allgemeinen Blick auf die Unruhen von Detroit und fokussiert sich erst im Laufe der Ereignisse auf einen Ort und eine Handvoll Personen, bevor am Ende nur noch ein Mann im Mittelpunkt steht.
Durch den Mantel der Geschichte aufs Heute zu schauen, klappt ausgezeichnet. Unweigerlich kommen einem die Nachrichten-Bilder von den gewaltsamen Protesten in Ferguson vor drei Jahren in den Kopf. Spätestens seitdem weiss man ja: In den vergangenen 50 Jahren hat sich in Sachen Rassismus in den USA weit weniger verändert, als man gedacht hat. Eine nach wie vor deprimierende Erkenntnis.
Also: Historischer Rückblick und aktueller, politischer Kommentar in einem – den Film sollte man sich auf jeden Fall anschauen. «Detroit» ist brutal, beklemmend und beeindruckend.
Filmstart: 23.11.2017