Ungarn: Für den jungen Syrer Aryan (Zsombor Jéger) die Hoffnung auf ein neues Leben. Hier landet er im Thriller-Drama «Jupiter’s Moon» nach seiner gefährlichen Flucht. Seinen Vater und seinen Pass hat er unterwegs verloren.
Noch an der Grenze wird Aryan erschossen – von einem Polizisten (György Cserhalmi). Denn in Ungarn sind Flüchtlinge überhaupt nicht willkommen. Nicht nur im Film.
Schweben statt sterben
Nach den Schüssen des Polizisten müsste Aryans Flucht vorbei sein. Doch er stirbt nicht. Trotz drei Kugeln in der Brust. Stattdessen beginnt er zu schweben. Eine Gabe, die ihn selber erstaunt, die er aber immer besser zu beherrschen lernt.
Aryan ist viel Geld wert
Bald wird ein korrupter Arzt (Merab Ninidze) auf ihn aufmerksam. Er stiftet Aryan an, sich als Engel auszugeben, der Arzt selber tritt als spiritueller Heiler auf. Gemeinsam besuchen sie todkranke Patienten. Denn für solch ein Wunder bezahlen viele verzweifelte Menschen gut. Gleichzeitig ist aber auch die Polizei hinter dem illegalen Einwanderer Aryan her.
Engel, Superheld oder doch etwas ganz anderes – das muss der Zuschauer selber entscheiden. Aryan bleibt schwer fassbar. Viel mehr als um den Ursprung seiner Gabe geht es im Film um den Umgang damit. Um den Umgang mit Wundern, mit Flüchtlingen, miteinander, mit sich selbst. «Jupiter’s Moon» behandelt das Fremdsein auf aussergewöhnliche Art.
Kein einziger soll mehr kommen
Inspiriert wurde Regisseur Kornél Mundruczó von der tatsächlichen Situation in Ungarn. Ministerpräsident Viktor Orbán will keinen einzigen Flüchtling mehr aufnehmen. «Man will uns unser Land wegnehmen», poltert er über die EU-Flüchtlingspolitik. «Sie wollen, dass wir unser Land freiwillig übergeben. An Fremde, die unsere Sprache nicht sprechen, unsere Kultur, unsere Gesetze, unsere Lebensform nicht respektieren.»
Von der EU wurde Budapest wegen seiner Weigerung, Menschen aufzunehmen, verklagt. Den Ministerpräsidenten stört das wenig. Sein Volk hat ihn vor Kurzem mit grosser Mehrheit wiedergewählt.
Thriller oder Märchen?
«Jupiter's Moon» wagt viel. Er verbindet Drama, Thriller, Märchen und Gesellschaftskritik. Ganz stimmig ist die Geschichte zwar nicht. Zu viele Themen haben Regisseur Kornél Mundruczó und Drehbuchautorin Kata Wéber («White God», 2014) reingepackt.
Doch wegen seines Mutes, seiner Andersartigkeit und der atemberaubenden Schwebe-Szenen ist «Jupiter’s Moon» allemal sehenswert.
Kinostart: 3.5.2018