Menashe darf seinen Sohn nicht grossziehen. Sein Rabbi verbietet es. Menashe wohnt in New York, ist orthodoxer Jude und verwitwet. Bis er wieder heiratet, lebt sein etwa 11-jähriger Sohn Rieven bei Verwandten.
Doch Menashe, obwohl gläubig, hält nicht viel von den strengen Regeln des Judentums. Er versteckt seine Schläfenlocken hinter den Ohren, trägt lieber Kippa als den schwarzen Hut und möchte selber für sein Kind sorgen.
Chaotisch, überfordert, vom Pech verfolgt
Das Problem: Menashe ist heillos chaotisch, mit seinem Leben oft überfordert und offenbar vom Pech verfolgt. Trotzdem erlaubt ihm der Rabbi, Rieven eine Woche bei sich zu behalten.
Während dieser einen Woche begleitet der Film Vater und Sohn. Er zeigt Menashes Kampf um Rieven und um die Anerkennung seiner Glaubensgenossen – mal tragisch, mal komisch, aber nie schnulzig.
Oft möchte man den tollpatschigen Teddybären Menashe in die Arme schliessen. Doch obwohl man sich wünscht, dass seine Bemühungen endlich Früchte tragen, so versteht man doch auch die Gegenseite. Es leuchtet ein, dass einem grossen Kind nicht noch ein kleines anvertraut werden sollte.
Einblicke in eine geschlossene Gesellschaft
Die ruhige Tragikomödie fesselt aber nicht nur mit seiner ehrlichen Vater-und-Sohn-Geschichte.
Der Film bietet auch spannende Einblicke in das Leben, die Bräuche und die Regeln der ultraorthodoxen jüdischen Gesellschaft New Yorks. Rund 1,5 Millionen Juden leben in der Stadt und ihrem Einzugsgebiet. Damit hat New York eine der grössten jüdischen Gemeinden der Welt.
Auch Regisseur Joshua Z Weinstein ist jüdisch aufgewachsen, im Gegensatz zu den Charakteren im Film aber liberal. «Menashe» ist Weinsteins Spielfilmdebüt. Bisher hat er Dokumentationen gedreht. Das merkt man.
Schauspieler haben noch nie einen Film gesehen
Fast schon dokumentarisch skizziert er seine beiden Protagonisten und ihr Umfeld. «Menashe» wurde grösstenteils auf Jiddisch gedreht – obwohl Weinstein selbst die Sprache nicht versteht. Übersetzer gaben den Schauspielern ungefähre Vorgaben, den Rest haben sie improvisiert.
Die Darsteller sind allesamt gläubige Juden. Da moderne technische Geräte wie Fernseher, Smartphones oder Computer in den ultraorthodoxen Gemeinden verboten sind, haben viele von ihnen bis heute noch nie einen Film gesehen. Nicht einmal den eigenen.
Kinostart: 19.10.2017