Ein geselliger Abend unter Jugendfreunden in einer schicken Pariser Wohnung: Drei Ehepaare sind da und ein Single-Mann. Auch Letzterer ist zwar liiert, sogar ganz frisch – seine Begleitung hat er aber entgegen seiner Ankündigung nicht mitgebracht. Sie sei krank, sagt er.
Nachdem zum Apéro bereits reichlich Pistazien und Muscadet verschlungen wurden, kommt die Runde auf Smartphones zu sprechen. Wer hat einen Sperrcode drauf, und wer nicht? «Ich habe nichts zu verbergen», sagt der eine. Die anderen nicken.
Da macht Marie, die Gastgeberin, einen gewagten Vorschlag: «Wir spielen ein Spiel: Alle Handys auf den Tisch. Ab jetzt wird jede eingehende Meldung und jeder Anruf mit der ganzen Gruppe geteilt.»
Spiel mit dem digitalen Feuer
Natürlich wird das ein Spiel mit dem digitalen Feuer: Die Gäste zucken nun bei jedem Ping und bei jeder Vibration zusammen, denn letztlich haben sie doch viel mehr zu verbergen, als sie selbst zum Spielbeginn vermuteten. Der Reihe nach kommen immer peinlichere Indiskretionen ans Licht – zum Schrecken der Spielenden und zum Vergnügen des Kinopublikums.
Die Erzählung wird abgespult als eine Eskalation in Stufen. Am Anfang wird noch dreckig gelacht, als auf einem Display unversehens ein pornografisches Bild aufflackert. Am Schluss des turbulenten Abends aber stehen bittere Schuldzuweisungen, Geständnisse und mindestens eine zerbrochene Beziehung.
«Le jeu» ist das Remake der italienischen Komödie «Perfetti sconosciuti» von 2016. Die Prämisse der Handlung ist zwar unbestreitbar genial, aber die Umsetzung wird den hohen Erwartungen nicht ganz gerecht.
Das hat einerseits mit den Wendungen zu tun, die man oft viel zu früh kommen sieht. Als Zuschauer erlebt man weit weniger deftige Überraschungen als die Figuren im Film.
Brillant aber stereotypisch
Das Hauptproblem von «Le jeu» ist jedoch, dass der Film keine klare Linie verfolgt. Ans Herz geht er einem nicht wirklich, weil die Figuren dafür zu stereotyp angelegt sind und trotz einem brillanten Darstellerensemble kaum Sympathien erwecken.
So richtig laut loslachen kann man im Kino auch nicht – denn immer dort, wo wirklich böser, giftiger Humor möglich gewesen wäre, wechselt der Film ruckartig ins ernste Register und gaukelt dem Publikum eine psychologische Tiefe vor, die er nicht hat.
Am Ende empfindet man daher in «Le jeu» daher weder Schadenfreude noch Mitgefühl. Immerhin wird doch so einiges an vegnüglicher Spannung geboten. Denn wissen, wie dieses unsägliche Spiel ausgeht, das will man dann doch unbedingt.