Wir erinnern uns: Die Trolls waren in den 1990ern beliebte Spielzeugpuppen, kleine Gnome mit fusseligem, buntem Haar.
Und viele erinnern sich wahrscheinlich ans Jahr 2016, als der Animationsfilm «Trolls» in die Kinos kam. Mit knuddeligen, unglaublich glücklichen Wesen, die andauernd sangen.
Es war Wohlfühlkino mit vielen Pop-Klassikern. Und mit Superstar Justin Timberlake, der einen der Trolls sprach und den Ohrwurm «I can’t stop the feeling» sang.
Filmgeschichte schreiben
Jetzt gibt es die Fortsetzung. Und «Trolls World Tour» wird in die Filmgeschichte eingehen. Als der erste Film eines grossen Studios in Corona-Zeiten, der wegen der geschlossenen Kinos als Video on Demand in der Schweiz startet. In den USA hat er das schon getan und das offenbar recht erfolgreich.
Der Cast rockt
Wichtig: «Trolls World Tour» sollte man sich auf jeden Fall in der Originalversion ansehen.
Denn die Namen der Pop- und Rockstars, die den Trolls ihre Stimmen leihen, sind nicht schlecht: Justin Timberlake, Kelly Clarkson, Anderson Paak, Ozzy Osborne, Mary J. Blige, George Clifton, Dierks Bentley.
Aufgepasst! Musikstunde!
Das Animationsspektakel «Trolls World Tour» bietet eine simple Geschichte, ist niedlich, bunt und im Kern Musikunterricht für jüngere Zuschauer.
Denn es gibt jede Menge Coverversionen alter Hits. Wie Daft Punks «One More Time», Scorpions’ «Rock You Like a Hurricane», Spice Girls' «Wannabe» und dazu neue Songs von Anderson Paak und Justin Timberlake.
Das schöne: Die meisten Songs passen zur Geschichte. Troll-Königin Poppy muss nämlich feststellen, dass es nicht nur einen Troll-Stamm gibt, sondern sechs. Jeweils charakterisiert durch ein Musik-Genre. Didaktik pur. Wie es sich für eine ordentliche Musikstunde gehört.
Poppy erfährt: Sie gehört, wer hätte es bei dem Namen nicht gedacht, zu den Pop-Trolls. Neben denen gibt's noch die Funk-, Techno-, Country-, Klassik- und Rock-Trolls.
Und falls sich jemand fragt: Wo ist Hip Hop? Nun, der gehört hier zu den Funk-Trolls.
Tiefenentspannt: der Smooth-Jazz-Troll
Andere Musik-Genres tauchen am Rande auf. Die witzigste Figur: Chaz, ein Smooth-Jazz-Troll, der mit seinen Melodien alle hypnotisieren kann. Was für ihn praktisch ist, weil er, wie wilde Gruppen von K-Pop-, Reggeaton- und Jodel-Trolls, als Kopfgeldjäger unterwegs ist.
Die Bösen, das sind die Rock-Trolls. Sie wollen die anderen Stämme unterwerfen. Pop finden sie ganz fürchterlich.
Rockists vs. Poptimists
Die Frage der Musikstunde lautet also: Was ist besser? Rock oder Pop?
Es ist die alte Diskussion zwischen denen, die sagen «Rockmusik ist relevant, authentisch, künstlerisch, Massstäbe setzend und Pop einfach zu eingängig, kommerziell und seicht» und denen, die meinen «Popmusik ist kulturell wertvoll und Taylor Swift genauso bedeutend wie Bruce Springsteen».
Bei den Trolls tobt also der Kampf zwischen Rockists und Poptimists, um Begriffe aus der Musikkritik zu benutzen. Durch diese Auseinandersetzung bekommt der Film eine Metaebene, die man so nicht erwarten würde.
Es ist kein Spoiler, wenn man verrät, dass am Ende das Gute gewinnt, was aber nicht heisst, dass Rockmusik verdammt wird.
«Unsere Unterschiede zu verleugnen, heisst, wir verleugnen, wer wir sind», sagen irgendwann König Quincy und Königin Essence von den Funk-Trolls. Sprich: Diversität macht die Musik.
Eine gute, einfache Botschaft. Passend für eine Musikstunde, die vor allem eines macht: gute Laune. Denn: «Trolls just wanna have fun».