Andi Wecker jonglierte mit mehreren Herausforderungen: Als Co-Autor lief er Gefahr, mit der Geschichte um eine geflüchtete Syrerin von der Aktualität überholt zu werden. Und als Produzent musste er einen schwieriegen Dreh mitorganisieren. Ein Gespräch über logistische Schwierigkeiten, überholte Drehbücher und verpasste Flüge.
SRF: «The Team II» verbindet Terrorismus und Raubkunsthandel. Ist das realistisch?
Andi Wecker: Absolut. Das gibt und gab es in massivem Ausmass. Man hat noch die Bilder im Kopf, als der IS im syrischen Palmyra antike Kunstdenkmäler mit dem Bulldozer zerstörte – auch eine gigantische PR-Aktion. Der IS wollte zeigen, welch kultur- und menschenverachtende Bestien sie sind.
Mit der Zerstörungsaktion täuschte der IS aber auch die Weltöffentlichkeit. Denn 95 Prozent der in Palmyra lagernden Kunstgegenstände wurden nicht zerstört, sondern landeten zu grossen Teilen auf dem Schwarzmarkt. Und zwar alles, was die Terroristen transportieren konnten.
Ein Blick in die zweite Staffel von «The Team II»
Gerne geht vergessen, dass Raubkunsthandel das viertgrösste Geschäft international organisierter Kriminalität ist. Nach Drogen-, Waffen- und Menschenhandel. Das wollten wir erzählen.
Wir mussten praktisch von vorne anfangen.
Die Flüchtlingssituation verändert sich tagtäglich. Wie gingen Sie als Autoren damit um?
Als wir mit der Schreibarbeit anfingen, stand die Flüchtlingsthematik im Zentrum. Da ging es noch um Menschen auf der Balkanroute und den Dschungel von Calais, einem für europäische Verhältnisse riesigen Flüchtlingslager.
Die Route wurde aber gekappt und das Flüchtlingslager aufgelöst. Unsere Drehbücher waren plötzlich veraltet. Wir mussten praktisch von vorne anfangen. Dabei verlegten den Fokus der Geschichte auf Raubkunst.
Wir zeigen ein Europa, in dem die Präsenz von Menschen auf der Flucht selbstverständlich geworden ist. Und einige unserer Figuren betrachten Festlandeuropa nur noch als Durchgangsstation.
Wenn die Darstellerin nicht eintrifft, fällt der ganze Tag ins Wasser.
Die Schreibarbeit brauchte mehr Zeit als anfänglich geplant. Hatte das Auswirkungen auf die Dreharbeiten?
Das kann man wohl sagen. Die Ausstrahlungstermine bei den beteiligten Sendern standen ja schon früh fest. Unser Zeitfenster war plötzlich viel kleiner geworden. Für die erste Staffel hatten wir acht Monate Zeit, für «The Team II» nur noch fünfeinhalb.
Was bedeutete das konkret?
Während neun Wochen drehten zwei Teams gleichzeitig in unterschiedlichen Ländern. Wir haben aber nur einen Cast. Für die Schauspieler bedeutete diese Gleichzeitigkeit einen unglaublichen Stress.
So drehte der Schauspieler Jürgen Vogel am Mittwoch in Brüssel und am Donnerstag musste er frühmorgens ausgeruht und textsicher in Graz vor die Kamera treten. Oder Alireza Bayram hatte am einen Tag Szenen in Brüssel und am nächsten welche in Antwerpen. Wohlgemerkt: Das betraf nicht nur diese Beiden, sondern mehrere Dutzend Darsteller.
Auch der beste Organisator kommt hier an seine Grenzen. Denn in so einer Situation kann man Vieles nicht kontrollieren: Etwa Wetter, Krankheit und Flugpläne.
So gibt es ausgezeichnete Verbindungen zwischen Wien und Brüssel. Aber wenn sie von Graz nach Antwerpen über Wien und Brüssel müssen, sieht das anders aus. Da dauern Reisen bis zu zwölf Stunden. Ganz dumm waren ausgefallene Flüge: Wenn der Hauptdarsteller am Set nicht eintrifft, fällt der ganze Tag ins Wasser.
Es wurde auch in Jordanien gedreht. Gab es da ähnliche Herausforderungen?
Die waren noch komplexer. Denn da kam noch der politische Kontext hinzu. Sie müssen sich vorstellen: Jordanien ist von Israel, Syrien, Libanon, Irak und Saudi-Arabien umgeben – Staaten, in denen teilweise Bürgerkrieg herrscht und Terrorakte an der Tagesordnung sind. Die Jordanier schauen deshalb sehr genau darauf, wer bei ihnen ein- und ausreist. Das hatte auch für uns Konsequenzen.
Eigentlich ein Wunder, dass «The Team II» rechtzeitig fertig geworden ist.
Ach, wir waren auf fast alles vorbereitet. Wir rechneten mit dem Unerwarteten und sagten uns häufig: «Das hätte auch schiefgehen können». Ging es dann aber doch nicht.
Das Gespräch führte Thomas Lüthi.