«Salto» ist der griffige Name der Video-on-Demand-Plattform auf Abo-Basis. Aufgezogen wird sie vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen France Television und den beiden privaten TV-Anbietern TF1 und M6. Schützenhilfe gibt es dafür vom französischen Kulturminister. Seit Monaten rührt Franck Riester die Werbetrommel. «Salto ist sehr wichtig. Ich glaube an ein europäisches Netflix!»
Der Minister steckt die Ziele für den Streamingdienst made in France hoch. Die viel bewunderte Kulturnation dürfe nicht länger zusehen, wie Netflix und Amazon Prime Video die Märkte unter sich aufteilten und ihre kommerzielle und kulturelle Übermacht weiter ausbauten. Frankreich soll mit Salto seine «eigene grosse Plattform schaffen» und ins Rennen schicken.
Der Countdown läuft
Vergangene Woche haben die französische Medienaufsicht und die Wettbewerbsaufsicht ihr Okay für das Unternehmen Salto gegeben. Im Frühjahr soll der Streamingdienst loslegen. Die nationale Presse reagierte prompt mit Schlagzeilen – eine verheissungsvoller als die andere: «Grünes Licht für Frankreichs Anti-Netflix-Waffe», «Netflix-Konkurrent geht an den Start» oder «Salto – der französische Gegenschlag».
Pascal Chevallier sieht das sehr viel nüchterner. «Salto ist kein Netflix, der Vergleich völlig unrealistisch», sagt der Pariser Medienberater und Spezialist für Streamingplattformen.
Der Champion aus den USA investiert allein in diesem Jahr drei Milliarden Euro in Forschung und Marketing und stolze 15 Milliarden in seine Contents. Rechne man das auf Frankreich herunter, so Lechevallier, seien das mehrere hundert Millionen Euro.
Offensive auf Sparflamme
Mit nur knappen 15 Millionen Jahresbudget geht Salto an den Start. Das geplante Angebot ist entsprechend mager. Der künftige Abonnent soll sich vor allem mit Contents begnügen, die bereits auf den TV-Kanälen der Salto-Macher laufen oder gelaufen sind – also im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und auf den Kanälen der beiden Privaten.
Zwischen fünf und acht Euro monatlich sollen Abonnenten dafür zahlen. Dabei gibt es das alles auch gratis: nicht nur über den klassischen Fernsehempfang, sondern auch auf den Internetseiten der einzelnen TV-Sender und im Abo-Paket der Internetprovider. Für Streamingspezialist Lechevallier krankt Salto schon jetzt an einem zu schwachen Konzept: «Abonnenten gewinnt man nur mit einem sehr breiten, vielschichtigen und vor allem exklusiven Angebot.»
Der Neuling will Platz schaffen
Teure Eigenproduktionen, die neuesten Serien- und Kinoerfolge aus Hollywood – all das kann das finanziell klamme Salto nicht bieten. Die drei Anbieter könnten allerdings auf andere Weise für mehr Exklusivität sorgen: Wenn sie die Internetprovider ausbooten und ihnen künftig verbieten, ihre Fernsehsendungen gratis zu streamen.
Die Option sorgt bereits für scharfe Kritik. Salto bedeute das Ende des Gratisfernsehens, warnt der französische Internetprovider Free. Auch Film- und Fernsehproduzenten sorgen sich. Entsteht neben Netflix, Amazon und Co nun auch noch ein französisches Schwergewicht, könnte das ihre Branche zusätzlich unter Druck setzen.
Medienberater Lechevallier fragt sich dagegen, ob das französische Salto im hart umkämpften Streaming-Business überhaupt noch Platz findet. Sicher sei nur eines: Die Konzentration des Marktes sei weltweit im vollen Gange und werde weitergehen – auch in Frankreich.