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Filmkritik: «Edge of Tomorrow»
Aus Kultur Extras vom 29.05.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 20 Sekunden.
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Film & Serien Tom Cruise stirbt 1000 Tode

Kein Sommer ohne Eis und Sonnyboy Tom Cruise auf der Leinwand. Im Science-Fiction Epos «Edge of Tomorrow» muss Cruise – die Welt retten, was sonst. Mit 51 Jahren sieht der Schauspieler aus, als wäre er in den Jungbrunnen gefallen. Er weiss das und nimmt Jugend- und Heldenwahn auf die Schippe.

Tom Cruise spielt Leutnant Cage, einen PR-Strategen und Spindoktor, der die Landung der Alliierten in der Normandie filmen soll. Hier geht es allerdings nicht gegen Hitlers Truppen sondern gegen Mimics, Wesen aus einer anderen Welt, die halb Europa erobert haben.

Dumm nur, dass Leutnant Cage, ein Feigling vor dem Herren, den Marschbefehl verweigert. Er wird degradiert und mit der Vorhut in den Kampf geschickt. Sein Gefecht ist nach wenigen Minuten vorbei. Er ist tot. Und er wacht auf und alles beginnt wieder von vorn. Das ist der Kunstgriff des Films. Cage lernt länger zu kämpfen, länger zu leben. Nach ganz vielen Leben und Toden ist der Mann reif, die Welt zu retten. Endlich.

Als Feigling ganz gross

Tom Cruise in einem Kampfanzug. Hinten eine Explosion.
Legende: Tom Cruise: vom Feigling zum Weltenretter. Warner Bros

Die Überraschung, gleich am Anfang des Films, ist riesig: Tom Cruise, der Imagebewusste, macht sich über sich selbst lustig. Im ersten Drittel des Films als Feigling, der kein Blut sehen kann und über die eigenen Füsse stolpert, ist Cruise erfrischend normal.

Da Normalos nicht die Welt retten können, muss er dann doch den Helden herauskehren. Schade, denn dann wiederholt Cruise die Figur, die er seit «Top Gun» verkörpert: Sonnyboy und Held im Doppelpack. Und das in einem Film, dessen Prinzip die Wiederholung ist.

Und täglich grüsst das Alien

«Edge of Tomorrow» basiert auf dem 2004 veröffentlichten Science-Fiction Roman «All You Need is Kill» des japanischen Schriftstellers Hiroshi Sakurazaka. Die Geschichte ging als Manga Anfang 2014 in Serie. Ein Comic mit dem Titel «All You Need is Kill» kam im Mai in den USA auf den Markt.

Grundsolide

Regisseur Doug Liman weiss, wie man actionreiche Stories inszeniert. «The Bourne Identity» und «Mr. and Mrs. Smith» sind ein Fitnesscamp für die Beweglichkeit der Augen. In «Edge of Tomorrow» wird in einem Rhythmus geschossen und gekämpft und gestorben und wiedergeboren, dass man beim Abspann erst mal sitzen bleibt, sich die Augen reibt und Luft holt.

Emily Blunt als «Full Metal Bitch». Sie hält eine Waffe.
Legende: Emily Blunt als «Full Metal Bitch». Warnes Bros

Die Frau hinter dem Mann

Emily Blunt ist als «Full Metal Bitch» die Kämpferin an der Seite von Tom Cruise. Sie ist so präsent, dass sie unseren jugendlichen Charmeur in einigen Szenen blass aussehen lässt. Dabei lässt sie den Charme vermissen, der sie in «Salmon Fishing in the Yemen» und in «Your Sister's Sister» so liebenswert machte.

Alles auf Anfang

Der Film wiederholt Szene für Szene in einem fort. Tom Cruise erwacht gefühlte 50 Mal auf seinem Seesack und kommt sicherlich 100 Mal ums Leben. Das Rad der Erzählung dreht sich nur langsam vorwärts und als Zuschauer kommt man sich vor, wie ein Hamster im Laufrad.

Der Witz ist: Den Figuren geht es nicht anders und sie sagen es auch. Irgendwann stöhnt der vom vielen Sterben ermattete Held: «Muss das sein? Nicht schon wieder!» Dadurch entwickelt der Film einen Charme, der einen bis zum Schluss in seinen Bann zieht. Cruise und Eis am Stiel, der Kino-Sommer hat begonnen!

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