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«Wonder Woman 1984» Wonder Woman und der Feminismus

Wonder Woman kämpft seit 80 Jahren für die Rechte der Frau. Hinter der Heldin steckt ein ungewöhnlicher Erfinder.

Wonder Woman ist ein Stück feministische Popkultur, ihr Erfinder eine etwas seltsame Persönlichkeit.

Der US-Amerikaner William Moulton Marston erfand in den 1920er-Jahren einen Lügendetektor, der wirtschaftlich ein Flop war, schrieb erotische Literatur, seine akademische Karriere fuhr er an die Wand, genauso wie die in Hollywood, wo er als psychologischer Berater engagiert worden war, um Filme realistischer zu gestalten.

ein junger Mann im Anzug
Legende: Wonder-Woman-Erfinder William Moulton Marston in jungen Jahren. Alamy

Zwei Frauen, eine Inspiration

Marstons Lebenstil war für damalige Zeiten mehr als ungewöhnlich. Er lebte mit zwei Frauen zusammen und hatte Kinder mit ihnen.

Geld verdiente er kaum, weil er ständig die Jobs verlor. Eine der Frauen finanzierte den Haushalt. Seine Lebensgefährtinnen inspirierten ihn zu Wonder Woman.

Wonder Woman stürmt nach vorne, während Gangster auf sie schiessen.
Legende: Im Oktober 1941 erschien die erste Geschichte mit Wonder Woman. Ihr erstes Cover erhielt sie im Januar 1942. DC.com

Faschist und Frauenfeind

Die starke Amazone tauchte das erste Mal im Oktober 1941 auf, mitten im Zweiten Weltkrieg. Das Comicheft war sofort ein kommerzieller Erfolg.

Wonder Womans damaliger Erzfeind Dr. Psycho war nicht nur ein Faschist, sondern auch ein Gegner von Frauenrechten. Denn Marston wollte mit dem Comic nicht nur Geld verdienen, er hatte auch eine Botschaft.

Wer ist Wonder Woman?

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Wonder Woman fliegt
Legende: DC.com

Die Heldin ist eine mehr oder weniger unsterbliche Amazone. Sie ist superstark und kann fliegen. Mit ihren Armreifen kann sie Kugeln abwehren. Wenn sie Waffen benutzt, sind es Schwert und Schild. Wonder Woman trägt ein Lasso. Wen sie damit fängt, muss die Wahrheit sagen.

Sie lebt im selben Comicuniversum wie Superman, Batman, Aquaman und Flash, mit denen sie im Kino und den Comics gelegentlich als Team kämpft. In der Justice League.

Frauen sollen die Welt regieren

Marston bezeichnete sich selbst als Feminist und sagte über seine Figur: «Wonder Woman ist Propaganda für den neuen Typ von Frau, die die Welt regieren sollte.»

Fliegende Superheldin
Legende: Wonder Woman ist eine der mächtigsten Figuren des DC-Comic-Universums. DC.com

Stereotyp mit Power

Den Jugendlichen seiner Zeit wollte Marston mit der Amazone eine starke, freie und mutige Person präsentieren und vermitteln, dass Frauen den Männern nicht unterlegen sind.

1944 schrieb er: «Mädchen wollen nicht Mädchen sein, solange unsere weiblichen Stereotypen keine Macht, Stärke und Kraft haben.»

Amazonen und Frauenrechtlerinnen

Die Publikationen der Frauenrechtlerinnen des frühen 20. Jahrhunderts haben Marston beeinflusst.

Dass die Heldin eine Amazone war, ist deshalb kein Zufall. Die mythischen Kriegerinnen waren beliebte Figuren in der von Suffragetten verfassten Literatur.

Wonder Woman befreit sich von Ketten
Legende: Gerade in den frühen Jahren wurde Wonder Woman von ihren Gegnerinnen und Gegnern in Ketten gelegt. DC.com

In den frühen Comics wurde Wonder Woman immer wieder in Ketten gelegt, von denen sie sich später befreite. Ein Sinnbild für Emanzipation, das oft in den Illustrationen der frühen Frauenrechtlerinnen auftauchte. Ein Motiv, das noch im ersten Kinofilm von 2017 benutzt wurde.

Sado-masochistische Andeutungen

Superheldin kämpft mit Männern
Legende: Die israelische Schauspielerin Gal Gadot spielt Wonder Woman zum zweiten Mal. Warner Bros. Entertainment

Zensoren sahen in den 1940er-Jahren in der gefesselten Comic-Heldin allerdings sado-masochistische Andeutungen, was nicht ganz falsch war. Denn Marston war solchen sexuellen Machtspielen nicht abgeneigt und hatte sogar ein Buch darüber geschrieben.

Wonder Woman an den Herd

Nach Marstons Tod 1947 übernahmen andere Autoren die Comic-Serie. Wonder Woman verlor ihre kämpferischen Momente, dachte übers Heiraten nach, arbeitete als Model und Schauspielerin. Später verschwanden zeitweise sogar ihre Kräfte.

Superheldin mit aufgerissenen Augen
Legende: Wonder Woman gab es sogar als Briefmarke. imago images/Zuma Wire

Erst 1972 setzte sie wieder ein Zeichen, in Heft 203, betitelt als «Special Women's Lib' Issue». «Women's Lib'», die Kurzform für «Women's Liberation» und gleichbedeutend mit der amerikanischen Frauenbefreiungsbewegung.

Im Heft kämpfte Wonder Woman gegen die Unterbezahlung von Frauen und sexuelle Belästigung – wiederkehrende Themen bei der Heldin.

Mit miesen Ausbeutern hatte sie sich schon in den 1940ern rumgeschlagen, übergriffige Kerle kriegen auch im zweiten Filmabenteuer (2021) richtig einen auf die Nase.

«Wonder Woman 1984»: Die Filmkritik

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Eine dunkelhaarige Frau, Wonder Woman, schaut grimmig
Legende: Warner Brothers

In «Wonder Woman 1984» muss die unsterbliche Kämpferin gegen einen Donald-Trump-ähnlichen Unternehmer antreten. Der will mithilfe eines magischen Steins, der jeden Wunsch erfüllen kann, superreich und mächtig werden.

Damit bringt er die ganze Welt durcheinander. Wonder Woman muss für Ordnung sorgen.

Das Spektakel ist durchschnittliche Superheldenkost. Mit jeder Menge Action und einer überschaubaren Geschichte.

Das Bemerkenswerte an «Wonder Woman 1984» ist sein Männerbild. Mit einer einzigen Ausnahme sind die Kerle sexistisch, korrupt, machtgeil, kriminell oder alles zusammen. Sprich: sie alle sind armselig.

«Wonder Woman 1984» ist die 200 Millionen Dollar teure Fortsetzung von «Wonder Woman» aus dem Jahr 2017, beide inszeniert von Regisseurin Patty Jenkins.

Der erste Teil war mit einem geschätzten Budget von 150 Millionen Dollar der teuerste Spielfilm, der von einer Frau inszeniert wurde und auch an der Kinokasse einer der erfolgreichsten Filme, der von einer Regisseurin gemacht wurde.

In den Comics, Animations- und Kinofilmen des DC-Verlages von heute gehört Wonder Woman, die letztes Jahr 80 Jahre alt wurde, mit Superman zu den mächtigsten Heldinnen und Helden. Das wäre ganz im Sinne ihres Erfinders gewesen.

Aktualisierter Artikel

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Der Artikel ist eine aktualisierte Version. Er wurde ursprünglich zum Kino- und Streaming-Start von «Wonder Woman 1984» am 09. März 2021 veröffentlicht.

Radio SRF 3, 4.8.2022, 16:50 Uhr

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