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Gesellschaft & Religion «Blick in die Feuilletons»: Film- und Fleischindustrie

Die NZZ bezeichnet Gérard Depardieu als «Nashorn mit dünner Haut» und die FAZ besucht den grössten Hühnerschlachthof Europas, wo einem der Appetit vergeht.

Gérard Depardieu konnte sich in letzter Zeit nicht über mangelnde Medienaufmerksamkeit beklagen. Anders als die meisten Berichte aber stellt die NZZ Depardieus Doppelnatur ins Zentrum: eine Mimose auf der einen Seite, ein Brutalo auf der andern. Das gelte sowohl für sein filmisches Schaffen wie für seine Persönlichkeit.

Da sind zum Beispiel die künstlerisch ertragreichen 70er und 80er Jahre, als Depardieu mit namhaften Regisseuren, allen voran Maurice Pialat, zusammenarbeitete und sich seinem grossen Schauspieltalent entsprechend verwirklicht hatte.

In jeder Hinsicht: Flucht nach vorne

Danach kam seine Zeit der grossen historischen Rollen, die ihn vor allem beim breiten Publikum bekannt gemacht haben. Christoph Kolumbus zum Beispiel oder Cyrano de Bergerac. Danach folgten vor allem «aberdutzende hochbezahlter kommerzieller Produktionen», von denen die drei Asterix-Produktionen nicht einmal die schlimmsten Tiefpunkte gewesen seien.

Depardieu sei auf der Flucht nach vorne, ohne Ziel, begleitet von seiner Esssucht, seinen Eskapaden und Provokationen. Der Schauspieler sei ein Folterer seiner selbst und der Liebesentzug der französischen Öffentlichkeit mache ihm mehr zu schaffen, als er zugibt, beschreibt die NZZ seinen künstlerischen Weg.

FAZ: «Im Land der Hühner»

Das Titelblatt der FAZ ziert eine Karikatur: vier zerrupfte Hühnchen am Haken - gezeichnet von Wilhelm Busch. Der Artikel «Im Land der Hühner» führt uns vor die Tore des grössten Hühnerschlachthofes in Europa im niedersächsischen Wietze: «Das Geflügel, das gackernd ankommt, verlässt den Ort schon nach kurzer Zeit wieder: ‹Geformt, paniert, gegart, frittiert und tiefgefroren› steht dann auf der Packung.»

Fast 150 Millionen tote Hühner pro Jahr

In diesem Hühnerschlachthof werden 432'000 Hühner pro Tag geschlachtet, das sind pro Minute 450 Tiere. Aufs Jahr gerechnet sind das 134 784 000 tote Hühner.

Wie das in Natura aussieht, zeigt die FAZ nicht. Der Betreiber des Schlachthofes verweigert den Fotografen den Zugang. Im Ort selber hat sich Bürger-Widerstand formiert gegen diese immer extremer werdende Industrialisierung der Landwirtschaft. Und die Grünen halten mit, fordern ein Umdenken und verlangen eine Agrarwende, ähnlich wie die Energiewende in der Energiepolitik.

Industrielle Film- und Fleischproduktion
aus Blick in die Feuilletons vom 15.01.2013.

Mehr Qualität und weniger Quantität wäre sinnvoller: für die Tiere, den Magen und die Umwelt. Die Konsumenten, da sind sich die Grünen sicher, zahlen gerne mehr, wenn sie wissen, unter welchen Bedingungen die Tiere heute gehalten und geschlachtet werden. Zurzeit koste ein solches Hühnchen aus Wietze im Laden 2 Euro 99.

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