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Gesellschaft & Religion Der Lieblingspapst: Vor 50 Jahren verstarb Johannes XXIII.

Johannes XXIII. gilt als der bedeutendste Papst des letzten Jahrhunderts. Er war der Papst, der das Zweite Vatikanische Konzil einberief. Zudem prägte er ein neues, ein menschliches Papstbild, was ihn beim Kirchenvolk besonders beliebt machte.

«Vere papa mortuus est» – wahrlich, der Papst ist tot. Kardinal Cento war es, der um 19.49 Uhr am 3. Juni 1963 am Totenbett des Heiligen Vaters diese Feststellung treffen musste. 83 Stunden hatte der Todeskampf Johannes XXIII. gedauert, weil sein starkes Herz dem hohen Fieber so lange widerstand. Aber am Abend dieses zweiten Pfingstfeiertages vor 50 Jahren wurde es vom Tode übermannt.

Als Papst Mensch sein

Die Kraft des Herzens – das war wohl die prägende Eigenschaft dieses ungewöhnlich beliebten Papstes gewesen. 1958 hatte das erste Konklave nach dem zweiten Weltkrieg den damaligen Patriachen von Venedig, Angelo Giuseppe Roncalli, im Alter von 77 Jahren ins Amt gewählt. Seitdem herrschte Jubel, wo auch immer Johannes XXIII. auftrat. Als Papst Mensch sein, das war nach dem asketisch strengen Römer Pius XII. das Markenzeichen des norditalienischen Bauernsohns. Mit seinem stattlichen Leibesumfang und dem gütigen Lächeln repräsentierte nun einer diese Weltkirche, der Wärme und Freundlichkeit ausstrahlte und alsbald den Beinamen «papa buono» erhielt.

Die Kraft des Herzens befähigte Johannes XXIII. aber auch dazu, aus seiner kurzen, nicht einmal fünfjährigen Amtszeit ein Pontifikat des Aufbruchs zu machen. Er setzte in einer Kirche, die vor allem aus Brauchtum und alten Gewohnheiten bestand, politische, soziale und theologische Wegweiser. Das wurde deutlich, als Johannes XXIII. am 11. Oktober 1962 das zweite Vatikanische Konzil eröffnete. Ein Konzil, von dem ein Geist der Freiheit ausgehen sollte, ein Geist, für den dieser Papst für immer in die Geschichtsbücher einging.

Ära des Dialogs

So begann eine Ära des Dialogs mit anderen Religionen und Nichtgläubigen. Der Papst leitete erste Kontakte zu den Ostblockstaaten ein und wurde so weltweit zu einer moralischen Autorität, die von beiden Seiten des Kalten Krieges respektiert wurde. Und mit seiner Enzyklika «Pacem in terris» rief er gegen den Atomkrieg und für ein katholisches Friedensengagement auf.

Audio
Hansjörg Schultz: «Er machte aus seiner Amtszeit ein Pontifikat des Aufbruchs»
aus Blickpunkt Religion vom 02.06.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 47 Sekunden.

Zu Frieden und Brüderlichkeit lud Johannes XXIII. auch immer wieder in seinen Radiobotschaften ein. Dass er dabei die Schwestern gerne vergass, mag noch der Zeit vor 50 Jahren geschuldet sein, in Frauenfragen war dieser Papst des Fortschritts ausgesprochen konservativ. Ansonsten aber hat seine Kraft des Herzens eine 2'000 Jahre alte geheiligte und verhärtete Ordnung der Kirche durchdringen können. Als Johannes XXIII. zeigte Giuseppe Angelo Roncalli, wie man das als überirdisch geltende Papstamt  herunter auf diese Erde bringen kann.

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