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«Die Schweiz spricht» «Nicht alle Menschen wollen miteinander reden»

Zwei Menschen, zwei völlig unterschiedliche politische Meinungen, ein Tisch: Das ist die Aktion «Die Schweiz spricht». Was kommt heraus, wenn eine Maturandin und ein IT-ler über die Frauenquote diskutieren?

Miteinander reden, statt übereinander. So lautet das Motto der Aktion «Die Schweiz spricht» an diesem sonnigen Sonntagnachmittag. Rund 15 Gesprächspaare diskutieren vor dem Viaduktbogen F im Zürcher Kreis 5. Die Atmosphäre ist locker, mit Cüpli und Snacks. Von jung bis alt, Studenten und Verwaltungsräten, ist alles da.

So unterschiedlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch sind, einen gemeinsamen Nenner haben sie: die Bereitschaft, andere Meinungen zu hören.

Unter ihnen ist etwa Lea. Sie ist 18 Jahre jung, hat im Sommer die Matura abgeschlossen. Lea ist im kantonalen Jugendparlament. «Politik ist eine grosse Leidenschaft von mir.» Lea gegenüber sitzt Vangelis, ein 22-jähriger Applikationsentwickler.

Je kontroverser, desto besser

Vangelis und Lea haben wie alle anderen 1400 Teilnehmer im Vorfeld kontroverse politische Fragen mit «Ja» oder «Nein» beantwortet.

Etwa ob homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen sollten. Ob die Schweiz sich der EU annähern soll. Oder ob die Schweiz mehr Flüchtlinge aufnehmen müsste.

«Die Schweiz spricht»

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Bei der Aktion «Die Schweiz spricht» geht es darum, Andersdenkende zu einem Vier-Augen-Gespräch zueinanderzuführen. Die Aktion wurde gemeinsam von «SRF», der «Zeit», «watson», «Tages-Anzeiger», «Bund», «Berner Zeitung», «Le Matin Dimanche», «24heures», «Tribune de Genève», «Republik» und «WOZ» lanciert.

Ein Algorithmus hat die beiden zusammengebracht, da sie in allen Fragen jeweils das Gegenteil geantwortet haben.

Was aber auffällt: Beim Gespräch unter vier Augen ist sich das vermeintlich ungleiche Paar in den meisten Fällen gar nicht mehr so uneinig.

«Es gab Moment, wo ich merkte, dass wir eigentlich gar nicht so weit auseinander sind. Lediglich in Details gehen unsere Meinungen auseinander», so Vangelis.

Die Parolen der Parteien seien immer radikaler und verhärteter. «Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass wir alle bloss Menschen sind. In einem Gespräch unter vier Augen geht das besser», findet Vangelis.

Streitpunkt Frauenquote

Den anderen Menschen vor sich haben – sich in die Augen schauen. Offenbar hat die echte Begegnung mit dem politisch Andersdenkenden einen versöhnlichen Charakter. Ganz so harmonisch geht es dann aber nicht nur zu und her.

Der Knackpunkt: die Frauenquote. Applikationsentwickler Vangelis ist überzeugt, dass eine Quote der falsche Weg ist.

Die 18-jährige Maturandin Lea sieht das etwas differenzierter. «In der Schweiz haben wir eine konservative Haltung zu diesem Thema. Wenn wir mehr flankierende Massnahmen hätten, dann bräuchten wir diese Quote nicht. Aber das ist noch nicht so! Deshalb würde eine Frauenquote helfen.»

Der Weg ist das Ziel

Interessant ist: Die Vorstellungen vom Ziel sind oft ähnlich, beim Weg dorthin ist man sich eher uneinig.

Diese Aktion zeigt also: Der demokratische Entscheidungsprozess ist viel komplexer, als das schlichte Ankreuzen von Ja und Nein.

Wenn Bürgerinnen und Bürger zusammen am selben Ort am politischen Diskurs teilnehmen, kann statt Polemik ein konstruktiver Dialog entstehen.

Wunsch nach Austausch

Im Fall von Lea und Vangelis hat dieser Dialog etwas bewegt. Vangelis hat bis anhin nur mit seinen Freunden über Politik diskutiert.

Nach der heutigen Aktion könne er sich gut vorstellen, zukünftig seine politische Meinung mehr publik zu machen.

Trotz des unerwarteten Konsens: Politische Gräben, Polemik und Hasskommentare sind auch in der Schweiz eine Realität.

Einer der Teilnehmer bringt es in der anschliessenden Podiumsdiskussion im Viaduktbogen auf den Punkt: Nicht alle Menschen wollen miteinander reden.

Aber die, die es wollen, sollten so oft es geht die Möglichkeit dazu haben. Sei es am langen Tisch in der Beiz oder eben an solchen Aktionen wie «Die Schweiz spricht.»

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