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Im Spital wegen E-Zigarette Sie wollten doch nur dampfen

Junge Leute landen nach dem Rauchen von E-Zigaretten auf der Intensivstation. Was ist passiert? Die Fachwelt rätselt.

Husten, Auswurf, Atemnot, schlechter Allgemeinzustand: Das sind die Symptome junger Patientinnen und Patienten, die in Wisconsin, Illinois und Minnesota ins Spital eingeliefert wurden. Ihnen gemeinsam ist: Sie haben alle E-Zigaretten geraucht.

Diese Fälle werden jetzt in den USA untersucht. Doch sie beschäftigen die Fachleute weltweit. Etwa Daiana Stolz, Chef-Pneumologin am Universitätsspital Basel. «Es scheint, dass etwas in den E-Zigaretten diese Probleme hervorgerufen hat», sagt Stolz.

Giftige Chemikalien

Vielleicht das THC-Öl, das einige Patienten den E-Zigaretten beigemischt haben. THC ist die psychoaktive Substanz von Cannabis. Cannabis als Öl zu vapen sei keine gute Idee, sagt Reto Auer, der am Berner Institut für Hausarztmedizin eine Studie zur Sicherheit von E-Zigaretten leitet.

Die Herstellung von THC-Öl sei komplex und benötige giftige Chemikalien. «Das muss ganz gut gemacht werden. Oft wird es nicht gut gemacht», sagt Auer. «Dann können andere reizende und gefährliche Substanzen inhaliert werden.»

Verklebte Lunge

Dazu kommt, dass das Rauchen von Öl an sich problematisch ist, weil es die Lunge verkleben kann. Darauf weist Macé Schuurmans hin, Chefarzt Pneumologie am Kantonsspital Winterthur.

«Wenn man eine ölige Flüssigkeit inhaliert, kann es Probleme geben, etwa eine Lipoid-Pneumonie – eine von Fettpartikeln verursachte Lungenentzündung», sagt Schuurmans. «Das ist bei E-Zigaretten beschrieben und seit vielen Jahren bekannt.»

Doch das THC-Öl verweist auf ein Grundproblem von E-Zigaretten: «Die Leute inhalieren, was sie selber mischen». Der Markt ist weitgehend unreguliert – für Inhaltsstoffe gelten keine Standards.

Das Gemisch: eine Black Box

Die Flüssigkeiten oder E-Liquids enthalten in der Regel die Alkohole Propylenglykol, Glycerol und Wasser in unterschiedlichen Konzentrationen, angereichert mit Aromastoffen und Nikotin. Welche Chemikalien sonst noch beigemischt werden, ist eine Black Box.

«Jeder Hersteller kann anders entscheiden, was da drin ist», sagt Reto Auer. «Einige können unrein arbeiten und Chemikalien beimischen, die gefährlich sind für die Gesundheit.»

Rauchstoppstudie: Probanden gesucht

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Helfen E-Zigaretten, vom Rauchen loszukommen? Das will eine Studie von Inselspital und Universität Bern untersuchen. Gesucht werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer , die mindestens fünf Zigaretten pro Tag rauchen und einen Rauchstopp anstreben.

Das Gleiche gilt für die Geräte. Die meisten auf dem Markt seien gut, aber «es gibt immer noch Fälle von Herstellern, die nicht richtig arbeiten», sagt Auer. «Das ist ein Problem der fehlenden Regulierung. Dann werden Sachen auf dem Schwarzmarkt gekauft, die gefährlich sind.»

E-Dampfer für den Rauchstopp

Trotzdem vertritt Auer wie viele Ärzte eine pragmatische Haltung gegenüber E-Zigaretten. Das Dampfen helfe Nikotinabhängigen, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sämtliche Massnahmen versagt hätten. «Für den Rauchstopp kann man E-Dampfer empfehlen. Weil man weiss: Es ist weniger schädlich.»

Ob E-Zigaretten wirklich weniger schädlicher seien als normale Zigaretten, darin sind sich Fachleute aber uneinig. «Wenn man Urin von Leuten untersucht, die E-Zigaretten rauchen, findet man fast alle toxischen Substanzen, die man auch bei Leuten findet, die die normalen Zigaretten rauchen», sagt Daiana Stolz.

Toxische Substanzen wie Schwermetalle, die krebserregend seien etwa. Welche kurzfristigen Folgen das Vapen haben kann, hat sich nun gezeigt. Langzeitfolgen sind noch weitgehend unklar.

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