Italiens Wirtschaft liegt brach. Seit dem 9. März 2020 sind fast alle Geschäfte im ganzen Land geschlossen – mit unabsehbaren Folgen für die Menschen, für Arbeitsplätze und die Wirtschaft.
Betroffen sind auch sämtliche Kultureinrichtungen wie Museen und Theater und auch Geschäfte, die mit Kultur arbeiten. Buchhandlungen, zum Beispiel. Dass wenigstens sie wieder öffnen, ist den Bemühungen des italienischen Kulturministers Dario Franceschini zu verdanken.
Ein entsprechendes Regierungsdekret erlaubte die Wiedereröffnung ab dem 13. April. Doch viele Regionen Italiens entschieden, das Datum um eine Woche zu verschieben. Buchhändlern sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich auf die neuen Umstände einzustellen.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Wie in Lebensmittelgeschäften und Supermärkten können Kundinnen und Kunden nur unter ganz bestimmten Bedingungen in die Buchgeschäfte: Gesichtsschutzmaske und Handschuhe sind Pflicht.
In ein Geschäft hinein darf immer nur eine genaue Zahl von Kunden. Ist der Laden kleiner als 40 Quadratmetern darf jeweils nur ein einziger Kunde hinein. Sind es weniger als 80 Quadratmeter sind es zwei und so weiter.
Die Buchhändler und ihre Angestellten müssen ebenfalls Masken und Handschuhe tragen. Sie müssen sich nicht nur um die Kunden kümmern, sondern auch darüber wachen, dass sie nicht zu eng beieinanderstehen.
Der Kassenbereich muss ständig desinfiziert werden. Italiens Buchhändler begrüssen trotzdem die Wiedereröffnung ihrer Geschäfte – aus ideellen und konkret ökonomischen Gründen.
Schon vor Corona lief das Geschäft nicht
Seit Beginn der Schliessung forderten der Verband der Buchhändler aber auch Schriftsteller, Verleger und Kulturpolitiker, dass die «librerie» wieder geöffnet werden. Doch die Regierung war zunächst taub auf diesem Ohr.
Für Buchhändler ist die Wiedereröffnung ihrer Geschäfte ein Zeichen dafür, dass die Regierung das Buch als Kulturgut akzeptiert habe. Als ein lebensnotwendiges Gut, das wie Medikamente und Lebensmittel auch während der Corona-bedingten allgemeinen Schliessung in Italien verkauft werden darf und muss.
Die Schliessung traf die Buchhändler hart. Auch ohne die Coronakrise und die Folgen kommen viele von ihnen nur knapp über die Runden. Italiener lesen wenig und kaufen immer öfter online.
Die Schliessung bedeutete null Einnahmen und weiterhin laufende Betriebs- und Personalkosten. Jetzt könne wenigstens ein wenig Geld verdient werden, so ein Sprecher des Buchhändlerverbandes.
Ohne staatliche Hilfe geht's nicht
Doch ohne nennenswerte staatliche Hilfen müssen viele Buchgeschäfte bald für immer schliessen. Italiens Geschäftsleute können staatliche Hilfen beantragen. Entsprechende Entscheidungen wurden bereits getroffen.
Nur: Das Prozedere, um in den Genuss dieser Gelder zu kommen ist immer noch unklar. Es werden Wochen vergehen, bis auch die Buchhändler staatliche Finanzhilfen erhalten.
Zu viel Zeit für jene Buchhändler, die keiner Kette von Geschäften angehören, die ihnen finanziell über die Runden hilft. Für jene, die Einzelkämpfer sind und schon in normalen Zeiten immer am Existenzminimum leben.