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Kirchenstreik Maria 2.0 Wenn fromme Frauen den Dienst verweigern

Letzte Woche haben in Deutschland die Katholikinnen gestreikt. Maria 2.0 war ein Erfolg. Doch so schnell wird sich nichts ändern.

Eine Woche lang haben sie keinen Finger gerührt für die Kirche. Sie haben das Kirchenkaffee verwaisen lassen, sie haben die Flüchtlinge nicht betreut, die Kleiderkammer nicht geöffnet. Und sie haben vor den Türen der Kirchen eigene Gottesdienste gefeiert und demonstriert.

Tausende Frauen und auch einige Männer haben letzte Woche am Kirchenstreik in Deutschland teilgenommen. Ein Ausmass, das Initiantin Andrea Voss-Frick nicht erwartet hätte. «Wir sind überwältigt», sagt sie auf Anfrage.

Schluss jetzt

Angefangen hat die Aktion Maria 2.0 in einem kirchlichen Lesekreis in Münster. Eines Abends sprachen die sechs Frauen des Lesekreises über die Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche.

Sie sagten sich, so könne es nicht weitergehen. «Wir können es kaum noch ertragen, Teil dieser Institution zu sein, in der dieses Grauen wachsen konnte», erzählt Andrea Voss-Frick.

Offener Brief an den Papst

«Wir wussten, wir müssen jetzt was tun. Sonst verunmöglichen wir uns selbst, in dieser Kirche zu bleiben.» Also beschlossen die sechs Frauen, einen Kirchenstreik zu organisieren.

Frauen protestieren: ihre Münder sind mit Klebeband zugeklebt.
Legende: Tausende Frauen nahmen letzte Woche am Kirchenstreik Maria 2.0 in Deutschland teil. KEYSTONE / DPA

Zudem lancierten sie einen offenen Brief an den Papst, den man online unterschreiben kann. Darin fordern sie, was zuvor schon viele andere liberale Katholikinnen und Katholiken gefordert haben: Zugang der Frauen zum Priesteramt.

Abschaffung des Pflichtzölibats. Eine Sexualmoral, die sich am Alltag der Menschen orientiert. Und eine lückenlose Aufklärung der Missbrauchsfälle.

Veränderung von unten?

Knapp 28’000 Menschen haben die Petition bis jetzt unterschrieben. Das und das grosse Engagement der Menschen während der Streikwoche machten ihr Mut, sagt Andrea Voss-Frick: «Wenn ich sehe, wie die Menschen jetzt auf den Kirchplätzen ihre Sehnsüchte, dann habe ich die Hoffnung, dass sich die Kirche von unten verändern kann.»

Eine Person im Krichenstreik: Zu sehen sind nur die ineinander gelegten Hände.
Legende: Gefaltete Hände, gedrückte Stimmung: Eine Frau am Kirchenstreik «Maria 2.0» in Münster. Keystone / FRISO GENTSCH

Das Problem ist nur, dass die römisch-katholische Kirche nicht von unten nach oben organisiert ist – sondern umgekehrt. Papst Franziskus hat unlängst klar gemacht, dass für ihn Frauen als Priesterinnen nicht vorgesehen sind. Und dass sich daran so schnell auch nichts ändern wird.

Kritik aus den eigenen Reihen

Die deutschen Bischöfe haben auf den Kirchenstreik unterschiedlich reagiert. Einige zeigten Verständnis und werteten den Streik als Ausdruck der Sorge um die Zukunft der römisch-katholischen Kirche. Andere konnten die Forderungen schlicht nicht nachvollziehen.

Auch von anderen Katholikinnen und Katholiken gab’s Kritik. Die Aktion würde die Gläubigen spalten, hiess es. In Bayern gründete eine Lehrerin die Gegenbewegung Maria 1.0 – weil sich nichts ändern müsse.

Initiantin Andrea Voss-Frick will sich davon nicht entmutigen lassen. Die Aktion Maria 2.0 soll weitergehen. Denn wer in der römisch-katholischen Kirche etwas ändern will, braucht einen langen Atem.

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