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Kirchliche Paarberatung «Die Paarberatung gehört zur DNA der Kirchen»

Viele Paare erleben in der Corona-Krise eine Art Zwangsnähe, Streit ist vorprogrammiert. Die «Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich» hat früh auf die Umstände reagiert. Das kirchliche Angebot ist für alle da, egal welche sexuelle Orientierung oder religiösen Hintergrund ein Paar hat.

Gesunde Paarbeziehungen sind für jede einzelne Person, aber auch für die ganze Gesellschaft wichtig. Das findet Rita Famos, Präsidentin des Trägervereins der Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich. «Als Kirchen sind wir nah dran an Paargeschichten», sagt die reformierte Pfarrerin und ergänzt: «Wir segnen und verheiraten Paare, taufen ihre Kinder oder konfirmieren Jugendliche. Da wollen wir auch für Paare da sein, wenn’s Probleme gibt.»

Beziehungsprobleme gibt es in der Corona-Krise genug. Etwa, weil Paare um ihre Existenz bangen oder Familien auf engstem Raum zusammenleben müssen. So hat die Beratungsstelle ihr Angebot während den letzten Wochen online geschaltet und aufgestockt. Die Gespräche fanden kurzerhand per Video-Konferenz statt oder über eine neu installierte Hotline.

Offen für alle

«Das neue Angebot wurde rege genutzt», erzählt Paarberater Robert Büchel-Thalmaier. Er ist einer von 17 Beraterinnen und Beratern. Obwohl die Beratungsstelle von beiden grossen Landeskirchen mitgetragen wird, ist Robert Büchel-Thalmaier einer der wenigen Paartherapeuten, die auch theologisch ausgebildet sind.

Die Paartherapeutinnen und Berater decken sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein breites Feld ab. Die einen sind spezialisiert auf Familienfragen, andere auf Transgender-Themen oder ungewöhnliche Beziehungsformen. Für den römisch-katholischen Theologen Büchel-Thalmaier ist diese Offenheit selbstverständlich: «Kirchen haben den Auftrag, nicht bloss für ein paar ausgewählte, sondern für alle Menschen da zu sein. Diese Offenheit hat uns bereits Jesus vorgelebt.»

Dass ein kirchlicher Hintergrund gut zusammengeht mit einer offenen Haltung ist auch für Rita Famos klar: «Die Paarberatung ist Teil unseres gesamtgesellschaftlichen Auftrags. Das gehört zur DNA der Kirchen.»

Mit gesellschaftlichen Entwicklungen mitgehen

Die Beratungsstelle begleitet Paare auch dann, wenn sie sich scheiden lassen wollen. «Eine gute, einvernehmliche Trennung ist für alle Beteiligten wichtig», findet Rita Famos. So werden die Paare psychologisch und juristisch begleitet.

Dass es die Mediation unter demselben Dach wie die Paarberatung gibt, ist bemerkenswert. «Uns ist wichtig, mit der gesellschaftlichen Entwicklung mitzugehen. Wir wollen Menschen dort unterstützen, wo sie es brauchen», sagt Rita Famos. So kam nach jahrelanger Eheberatung auch die Mediation hinzu.

Zur Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich

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Die Paarberatung und Mediation gibt es an acht Standorten im Kanton Zürich. Sie ist da für Menschen aus allen Kulturen und unabhängig ihrer Beziehungsform. Weil die Stelle von beiden grossen Landeskirchen und vom Kanton subventioniert wird, können auch Tarifermässigungen angeboten werden.

Und: Für die meisten Paare spielt Religion heute kaum noch eine Rolle. Für Theologe Büchel-Thalmaier sei das kein Problem. Wenn Religion dennoch eine Rolle spiele, «dann versuche ich den Glauben als wichtige Ressource miteinzubringen».

Selten komme es vor, dass jemand rigide Moralvorstellungen oder ein pervertiertes Gottesbild habe. Das könne jedoch die Beziehung belasten. «Da ist es mir wichtig, meine Sicht einzubringen und das Lebensbejahende zu fördern», hält Robert Büchel-Thalmaier fest.

Nun prüft die Paarberatung, ob das in der Corona-Zeit neu geschaffene Angebot wie Online-Beratungen auch in Zukunft genützt werden könnte, um für noch mehr Menschen da zu sein.

Radio SRF 2 Kultur, Blickpunkt Religion, 10.5.2020, 08.00 Uhr ; 

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