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Kulturknigge «Kulturknigge» Theater – mit Hanspeter Müller-Drossaart

Warum darf man im Theater nicht pfeifen? Was ist ein «jugendlicher Liebhaber»? Und wer sind «die Schwarzen»? Der bekannte Schauspieler und Kabarettist erklärt im Bahnhofsbuffet Zürich Mythen und Regeln des Theaterbetriebs.

Was darf der Zuschauer und was nicht: Die Regeln sind im Theater längst nicht mehr so streng. Es gibt keine Kleiderordnung und kein Hustverbot. Doch hinter der Bühne sieht es anders aus. Viele Schauspieler und Schauspielerinnen halten sich noch immer an gewisse Regeln. Teils mit grossem Ernst und teils aus Lust am Ritual, am Versponnenen.

Das Theaterstück Macbeth von William Shakespeare wird innerhalb des Theaters zum Beispiel oft nur «das schottische Stück» genannt, da die Aussprache des Titels die Aufführung des Stücks zum Scheitern verurteilen soll, den Darstellern sogar Unglück bringe. Bei diesem Theaterstück ist die Verletzungsgefahr also nicht nur wegen der vielen vorkommenden Dolche und Fechtszenen besonders hoch. Das Glück muss allen Beteiligten hold sein. Schauspieler und Kabarettist Hanspeter Müller-Drossaart bleibt dennoch unerschrocken.

Klirrende Gläser und klappernde Tasten

Müller-Drossaart sitzt mit Vorliebe im Zürcher Bahnhofsbuffet. Das Interieur und die Atmosphäre erinnern ihn an Paris, es sei der «Gare de l‘Est» von Zürich. «Hier können sich alle möglichen Geister sammeln, umgeben von Tabak, Schweiss und Bedenklichkeit. Und das hat für mich etwas Grösseres, nichts «Kleinschweizerisches» – da ist mehr möglich.»

An diesem Ort schreibt Hanspeter Müller-Drossaart deshalb auch seine Kabarett-Programme. Leicht abseits vom Getümmel, im Nebengang, sitzt er und haut in die Tasten seines Laptops. Die Programme «Unteranderem. Überleben Sie gut!» und «Menu 3» sind hier entstanden. Konsumiert wird immer «Kafi Creme» und das «im Bereich der Sucht».

Webvideo «Kulturknigge»

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Redaktion und Produktion:

Pilu Lydlow

Kamera: Adrian Baumann

Schnitt: Michael Severin

Sitzen und zuhören, was die anderen sagen

Den Schreibprozess beschreibt er so: «Ich bin ursprünglich Schauspieler und funktioniere auch als Autor wie ein Schauspieler. Ich muss mich in die Situation hineinbegeben, in die Grundhitze. Und die Grundhitze ist hier schon da. Hier sind brutal viele Leute vital unterwegs: Sie wollen etwas, sie wollen irgendwohin. Die Energie ist da, ich kann mich daraufsetzen und loslegen.»

Die Beobachtungen vor Ort lässt Hanspeter Müller-Drossaart oft direkt in seine Stücke einfliessen. Er schnappt die Sätze der Vorbeigehenden auf. Auffallend seien die vielen Wiederholungen. Die Sätze, in denen jemand versucht, dem anderen eindringlich immer wieder dasselbe zu sagen: «Da han ich ihre gseit, also fascht gseit, ja fascht han ich es gseit». Die Welt hinter diesen Sätzen versteht Hanspeter Müller-Drossaart gut. Und kann deshalb daraus ganze Szenen entwickeln.

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