- Im Murg-Auen-Park, wo sich heute die Frauenfelder erholen, war früher ein Übungsareal der Armee.
- Die beliebte Grünfläche sollte in den 1990er-Jahren einem Strassenprojekt weichen – eine Initiative um Architekt Thomas Hasler warb stattdessen für einen Familienpark.
- Mit Erfolg: Der Frauenfelder Stadtpark wurde nun mit dem Gartenpreis des Schweizer Heimatschutzes ausgezeichnet.
Was geschieht, wenn ein Reststück einer alten Flusslandschaft in Stadtnähe vergessen geht? Genau: Büsche und Bäume wachsen, Pflanzen und Vögel fühlen sich wohl, Lausbuben und -mädchen sowie Naturinteressierte nutzen das Gelände als willkommene und heimliche Grünfläche.
Aber irgendwann wird auch das Bedürfnis wach, das Gelände nach den Gesetzen der Verwertungslogik zu nutzen – für Strassen und das Gewerbe.

Das Zeug zum Stadtpark
Das war auch in Frauenfeld nicht anders. Gleich hinter dem Bahnhof fliesst die Murg in einer weiten Kurve. In dieser Kurve entwickelte sich auf dem ehemaligen militärischen Übungsgelände das «Buebewäldli». In den 1990er-Jahren drohte ein Strassenprojekt über die Murg diesen beliebten Auenwald zweizuteilen und zu zerstören.
Das lockte den klugen, national bekannten Architekten Thomas Hasler vom Architekturbüro Staufer und Hasler und die aufmüpfige Partei «Chrampfe und Hirne» auf den Plan. Die Partei trug dazu bei, dass das Strassenprojekt in einer Volksabstimmung gebodigt wurde, und der Architekt flüsterte verschiedenen Politikern ein, dass das 44‘000 Quadratmeter grosse, aufgegebene Armeeareal das Zeug zum Stadtpark hätte.
Die vehementesten Gegner begeistert
Tatsächlich liess sich der damalige Vorsteher Werke, Freizeitanlagen und Sport in Frauenfeld überzeugen. Der Architekt Hasler entwarf einen Masterplan und holte sich Fachleute – einen Landschaftsarchitekten, Ingenieur, Naturschutzexperten und Hochwasserspezialisten – ins Boot.

Bald lag ein Plan für einen schönen Murg-Auen-Park mit Pavillon, Orangerie, Aussichtsturm und fünf vom Ingenieurstar Jürg Conzett entworfenen Brücken auf dem Tisch. Doch die Kosten von 10 Millionen Franken waren den Skeptikern viel zu hoch.
Ein abgespecktes Projekt – ohne Turm und Orangerie – erhielt in einer Abstimmung eine deutliche Zustimmung der Frauenfelder Bevölkerung. Heute sind auch die vehementesten Gegner stolz auf den Murg-Auen-Park.
Bedrohte Fische und eine Biberburg
Dank Hartnäckigkeit und Kreativität ist dem Architekten Thomas Hasler ein städtebaulicher Coup gelungen: Frauenfeld kann in Bahnhofsnähe mit einem einzigartigen Park für Gross und Klein auftrumpfen. Der reaktivierte Altlauf der Murg ist zu einem attraktiven Spielplatz für Kinder geworden, dank der elegant geschwungenen Brücken lädt der Auenwald zu lauschigen Spaziergängen ein, und der grosszügige Pavillon lässt sich für Geburtstags- und Vereinsfest mieten.
Aber auch die Natur kommt nicht zu kurz. In der renaturierten Murg hat sich die Nase, eine bedrohte Fischart, wieder angesiedelt, und der Biber hat kurzerhand frisch gepflanzte Bäume gefällt und mit einer stattlichen Burg den Altlauf der Murg gestaut. Ein Hochwasser hat die Biberburg dann wieder weggeschwemmt.

Gegenpart zur Verdichtung
In Frauenfeld sei Wegweisendes geschehen, findet der Schweizer Heimatschutz und würdigt «das feinsinnige Projekt und das dahinterstehende langjährige Engagement vor Ort» mit dem Schulthess Gartenpreis. Schon die Architekturzeitschrift «Hochparterre» hat den Murg-Auen-Park mit einem «Goldenen Hasen» ausgezeichnet.
Beiträge zu urbanen Gärten
Solche Preise seinen wichtig, sagt Andres Stokholm, Stadtpräsident von Frauenfeld: «Der Park ist ein wichtiges öffentlicher Grünraum und damit Gegenpart zur Verdichtung.»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 05.04.2017, 08:20 Uhr
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