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Rechtspopulismus in Italien Matteo Salvinis fragwürdige Nähe zum Neofaschismus

Ein Interviewband mit Italiens Innenminister Matteo Salvini sorgt für Empörung: Das Buch erscheint im Altaforte-Verlag, der einer neofaschistischen Bewegung nahesteht.

Italien-Korrespondent Franco Battel über Salvinis Nähe zum Rechtsextremismus und den Neofaschismus in Italien.

Franco Battel

Italienkorrespondent

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Franco Battel ist seit 2024 wieder Italienkorrespondent bei Radio SRF. Zuvor war er Auslandredaktor. Bereits von 2015 bis 2021 berichtete Battel als Korrespondent für Italien und den Vatikan aus Rom. Zuvor war er als Auslandredaktor für Mexiko, Zentralamerika, Kuba und Liechtenstein verantwortlich.

SRF: Das Buch «Io Sono Matteo Salvini» ist eine Interviewsammlung mit Italiens Innenminister. Der Band erscheint im Altaforte-Verlag. Wer steckt hinter diesem Verlag?

Franco Battel: Der Verlag wurde von Francesco Polacchi gegründet. Polacchi steht der neofaschistischen Partei Casa Pound nahe und bezeichnet sich selbst als einen Faschisten. So erklärte er kürzlich in der Turiner Tageszeitung La Stampa: «Ein bisschen Diktatur kann nicht schaden.»

Ausgerechnet bei diesem Verleger erscheint nun das Buch von Salvini. Kokettiert Matteo Salvini gerne mit faschistischem Gedankengut oder täuscht dieser Eindruck?

Nein, der täuscht nicht. Allerdings sagt Salvini, er selbst habe diesen Verlag nicht ausgesucht, sondern es sei die Autorin gewesen. Aber Fakt ist auch, dass Salvini dagegen keinen Widerspruch eingelegt hat.

Salvini bezeichnet Rechtsextreme als ‹Ragazzi›. Damit verharmlost er sie.

Es gibt andere, ähnliche Beispiele, bei denen man Salvinis Nähe zum Neofaschismus sieht. Beispielsweise trug er vor einem Jahr eine Jacke einer Marke, die normalerweise von Neofaschisten getragen wird. Oder er bezeichnete Rechtsextreme als «Jungs», als «Ragazzi». Damit verharmloste er sie.

Oder ein ganz aktuelles Beispiel: Am 25. April wird in Italien der Sieg über den Nazi-Faschismus gefeiert. Matteo Salvini blieb dieses Jahr den Feierlichkeiten fern. Der Innenminister Italiens erschien einfach nicht bei diesem traditionellen Anlass, an dem das Land den Antifaschismus beschwört und feiert.

Dass ein Regierungsmitglied in Deutschland sich derart demonstrativ in die Nähe des Faschismus begäbe, ist unvorstellbar. Ist der Umgang mit der faschistischen Vergangenheit in Italien generell anders als beispielsweise in Deutschland?

Ja. Die zwei Länder gehen grundlegend anders mit ihrem faschistischen Erbe um. Das zeigt sich nur schon hier in Rom: In der Engelsburg gibt es noch heute eine Inschrift, die Mussolini verherrlicht. Die wurde nie entfernt.

In Italien gab es nie eine Entnazifizierung.

Man kann auch Weinflaschen kaufen, auf deren Etiketten das Antlitz von Mussolini gezeigt wird. Also sozusagen ein Mussolini-Wein.

Woher kommt dieser eher unbedarfte bis unverantwortliche Umgang Italiens mit seiner faschistischen Vergangenheit?

In Italien gab es anders als in Deutschland nie eine Entnazifizierung. Wer sich hier in Italien als Faschist outete, wurde nie aus dem politischen System ausgeschlossen – im Gegenteil. Kurz nach dem Krieg entstand hier die post-faschistische Partei Movimento Sociale Italiano.

Die Partei von Salvini, die Lega Nord, wehrt sich bis heute dagegen, dass rote Linien definiert werden, die den Faschismus klar aus dem politischen System ausgrenzen. Salvini sagt dazu, das sei eben eine Debatte von gestern, und er kümmere sich lieber um das Hier und Jetzt.

Dann muss also der Vizepremier Salvini keine Konsequenzen fürchten, dass der Interviewband im Altaforte-Verlag erscheint.

Kaum. Dass der Band in diesem Verlag erscheint, war hier eine Meldung unter vielen, sie wurde nirgends auf der Frontseite publiziert.

Das hängt eben damit zusammen, dass es in Italien diese roten Linien nicht gibt – und deshalb auch nicht überschritten werden können.

Das Gespräch führte Susanne Schmugge.

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