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Sachbuch zu Krisen-Strategien Das Überleben hat ihn stark gemacht

Marc Wallert hat vor 20 Jahren eine Geiselnahme überstanden. Im Buch «Stark durch Krisen» beschreibt er, wie er einen klaren Kopf behielt. Lehrreich ist das auch für die Coronakrise.

Gerade noch hatten sie mit einem Drink am Meer gesessen und im Gespräch die Tauchgänge des Tages vorüberziehen lassen. Einen Moment später stürmten schwerbewaffnete Männer das Lokal.

Sie trieben Marc Wallert und seine Eltern zusammen mit 18 anderen Menschen zu zwei Fischerbooten und fuhren sie übers Meer. Islamistische Terroristen entführten die Touristen und hielten sie monatelang im Dschungel fest.

Aus dem Osterurlaub auf Malaysia im Jahr 2000 war von jetzt auf gleich eine lebensbedrohliche Situation geworden.

Stark durch eine Krise gehen

Marc Wallert, damals 26 Jahre alt und am Anfang einer erfolgreichen Karriere in der Finanzwelt, erlebte auf der Bootsfahrt zur philippinischen Insel Jolo eine plötzliche Klarheit. Er hatte bis dahin eine eigene innere Orientierung im Leben vermisst. Welcher Berufsweg interessierte ihn etwa wirklich? Nun gab es nur noch eine Richtung: überleben.

Zwei junge Frauen und ein junger Mann sitzen auf dem Boden, um sie herum andere Menschen.
Legende: Marc Wallert (in der Mitte) und andere Entführte 2000 während der Geiselnahme. Keystone / Jim Gomez

Die kommenden 140 Tage Geiselhaft – mit Militärattacken und Fluchten in andere Camps, Wassermangel und psychischer Belastung – bewältigte er so gut, wie unter den Bedingungen des Dschungels möglich. Das hatte mit Faktoren zu tun, die er erst 20 Jahre später klar benennen kann.

Nun hat er ein Buch über seine Erfahrungen geschrieben – und über Strategien, mit denen man angesichts von Krisen stark bleibt.

Buchhinweis

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Marc Wallert: «Stark durch Krisen. Von der Kunst, nicht den Kopf zu verlieren», Econ Verlag 2020.

Helfen hilft

Während seiner Geiselhaft erlebte Wallert vor allem gegenüber seiner Mutter, die seelisch und körperlich kollabierte, wie sehr es hilft, zu helfen. Extrem wichtig war auch, sich körperlich fit zu halten und aktiv zu bleiben, erinnert sich Wallert.

Psychisch galt es, sowohl das «Katastrophisieren» als auch falsche Euphorie zu vermeiden. Also die Aufmerksamkeit eher auf das Bauen eines Regenschutzes zu verwenden als auf Fantasien von möglicher Enthauptung oder baldiger Freilassung. Das half ihm zu überleben.

So gut ihm dies im Dschungel gelang, so sehr geriet er in den zehn Jahren nach der Freilassung in die immer gleichen Schleifen von Überarbeitung und Ausgebranntsein, von scheiternden Beziehungen und seelischer Leere.

Mit Verspätung begriff er, dass er nach der Entführung nicht einfach hätte weitermachen, sondern die Erfahrungen verarbeiten und aus ihnen lernen müssen.

Die Krise als Chance

Erst die Erkenntnis, dass er selbst die innere Führung übernehmen und seine Energie in ein echtes Interesse investieren müsste, schuf einen Ausweg aus dieser Langzeitkrise. Wallert startete eine zweite Karriere als Trainer und Resilienzberater.

Heute hält Wallert Seminare und Vorträge zum Umgang mit Krisen. Dafür wertete er die eigenen Erfahrungen aus dem Dschungel, aber auch aus der freien Wirtschaft aus.

Was heisst Resilienz?

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Der Begriff beschreibt eine Art psychischer Widerstandskraft. Resiliente Menschen bleiben trotz widrigster Umstände seelisch gesund und verlieren nicht den Lebensmut. Die Wurzel von Resilienz wird in der Kindheit vermutet.

Sein Rat für Krisen im Berufsalltag: Teams sollten sich immer an ihrem gemeinsamen Ziel orientieren, und dabei offen für Konflikte und Krisen sein. Statt sie zu vermeiden, müssen diese genutzt werden. Das helfe in der aktuellen, durch Unbeständigkeit, Komplexität und Unsicherheit charakterisierten Welt gut zu bestehen.

Auch in Zeiten von Corona hilfreich

Agile Teams aus Menschen, die flexibel mit ihren Rollen umgehen können und konflikt- und veränderungsfähig sind, sind deutlich besser für diese Realität gerüstet als Menschen, die starr an alten Konzepten festhalten.

Die derzeitige Corona-Krise, deren Herausforderungen an niemandem vorbeigehen, ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn Marc Wallert nun als Krisenexperte zu Interviews und Podien geladen wird, betont er, dass auch diese Krise zunächst akzeptiert werden müsste.

Statt durch Hadern die Kräfte zu blockieren, helfe es, so aktiv wie möglich auf die neue Lage zu reagieren: Indem man selbst zum Helfer wird, sich selbst fit und beweglich hält und wo immer möglich die Kraft der Gemeinschaft nutzt.

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